Wenn der Papst sich Venedig anschauen will, wird es kompliziert

Der erste Papstbesuch bei einer Biennale in Venedig stellt die Lagunenstadt vor bauliche und verkehrstechnische Herausforderungen. Wie lokale Medien am Mittwoch berichteten, sollen mehrere Kanäle und Anlegestellen auf polizeiliche Anordnung für die Dauer des Papstbesuches am Sonntag gesperrt werden. Der Platz vor dem Markusdom, auf dem Franziskus am Sonntagvormittag mit knapp 10’000 Menschen einen Gottesdienst feiern will, wird mit Gerüsten und Podesten so umgebaut, dass er für einen Massengottesdienst tauglich ist.

Glockenturm ist keine Gefahr

Besondere Aufmerksamkeit galt zuvor dem 99 Meter hohen Glockenturm (Campanile) am Markusdom. Das fast tausend Jahre alte Wahrzeichen der Stadt war 1902 komplett eingestürzt und dann unter Verwendung von Beton wieder aufgebaut worden.

Als sich, wie die Lokalzeitung «Il Gazzettino» berichtet, in den vergangenen Tagen einzelne Betonteile lösten, wurde eine umfassende statische und bautechnische Untersuchung angeordnet. Sie ergab jedoch, dass von dem Turm derzeit keine Gefahr ausgehe.

Per Ponton-Brücke zum Markusplatz

Ungewöhnlich wird die Anfahrt des Papstes zum Markusplatz: Den Weg dorthin soll das Kirchenoberhaupt auf einer 170 Meter langen Ponton-Brücke zurücklegen. Der Bau solcher «schwimmenden Brücken» ist in Venedig eine seit Jahrhunderten geübte Tradition. Sie kommt meist zu besonderen religiösen Festtagen zum Einsatz, um Pilgern den Zugang zu Kirchen zu erleichtern.

Wie die Kirchenzeitung des Patriarchats Venedig «Gente Veneta» berichtet, wird der 87-jährige die Behelfsbrücke zum Markusplatz über den Canal Grande in einem offenen Elektro-Mobil überqueren. Das viersitzige weisse Fahrzeug mit den vatikanischen Wappen sei in der Nacht zum Mittwoch von der vatikanischen Gendarmerie nach Venedig gebracht worden und hänge seither an einer Ladestation im Priesterseminar. 

Zuerst zum Vatikan-Biennale-Pavillon

Zuvor wird der Papst die beiden ersten Stationen seiner Reise in der Lagunenstadt absolvieren. Dazu gehört ein Besuch des vatikanischen Biennale-Pavillons, der in einer Frauenhaftanstalt auf der Insel Giudecca eingerichtet wurde. Dort will er inhaftierte Frauen und anschließend die Künstler treffen, die sich an dem Pavillon beteiligt haben. Die Ausstellung ist der eigentliche Anlass des Papstbesuchs.

Per Schiff gelangt der Papst dann zunächst auf die Nachbarinsel, wo er katholische Jugendliche aus der Region an der Wallfahrtskirche Nostra Signora della Salute treffen wird. Erst die letzte Etappe zur Hauptinsel Venedigs legt er im E-Mobil über die Ponton-Brücke zum Markusdom zurück.

Spezielle Gondel-Zonen

Wie die Bistumszeitung weiter berichtet, dürfen sich auch die historischen Gondeln während des Besuchs nur in bestimmten Kanälen aufhalten und bewegen. Lediglich für einige Wasser-Bus- und Taxilinien sowie für die Einsatzboote von Polizei und Feuerwehr gibt es keine Einschränkungen.

Damit Franziskus für seinen letzten Programmpunkt – den privaten Besuch des Markusdoms und die Verehrung der Reliquien des heiligen Markus – im Rollstuhl den entsprechenden Bereich im Dom erreichen kann, wurde für ihn von Handwerkern eine Rampe gebaut. 

Papst Benedikt XVI. damals in purpurner Gondel

Der letzte Besuch eines Papstes in Venedig liegt 13 Jahre zurück. Im Mai 2011 hatte Benedikt XVI. die Lagunenstadt besucht. Die Fahrt über den Canal Grande legte der deutsche Pontifex damals in einer prachtvoll geschmückten Gondel mit purpurfarbenen Polstern zurück. (cic)