Innehalten

Gerechtigkeit und Friede

Wer richtig fastet, ist weit davon entfernt, ein Egoist zu werden. Im Gegenteil. Dank dem Fasten wächst die Nächstenliebe über das Teilen, das zur Selbstverständlichkeit wird, hinaus zu einer tiefen, rational nicht erklärbaren Verbundenheit mit den Menschen. Aber nicht nur im individuell zwischenmenschlichen Bereich sind die Wirkungen des Fastens spürbar; das Fasten hat auch und gerade in der heutigen Weltsituation seine Bedeutung.

Fasten führt zu einer tiefen Verbundenheit mit sich selbst, mit den anderen Menschen und mit der Natur, deren Luft wir atmen, deren Wasser wir trinken, die uns ernährt, von der wir also leben. Aus dieser tiefen Verbundenheit mit allen und allem wächst die Bereitschaft, sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.    

 

Der Walliser Niklaus Brantschen (*1937) ist Jesuit, Zen-Meister und ­Mitbegründer des Lassalle-Instituts in Bad Schönbrunn im Kanton Zug.
Der Text stammt aus: Fasten neu erleben. Herder Verlag 2002.