Focus

Ostergeschehen – wie erreicht uns ­Erlösung ganz ­persönlich?

Karl Rahner macht sich immer wieder Gedanken, wie die in der Geschichte bewirkte Erlösung uns heute erreichen kann. Zwei Vorstellungen helfen ihm dabei, das Ankommen der Erlösung bei uns heute verständlich zu machen. Er setzt diesen Grund der Welt bewusst mit dem kollektiven Unbewussten in Beziehung, wie es C.G. Jung versteht. Die Wirklichkeit Jesu, so meint Rahner, sei in seinem Tod in das Reich des Unbewussten eingegangen und wirke von dort her auf uns ein. Dieses Reich des Unbewussten ist das Reich der Bilder, indem es Archetypen, ganz bestimmte Ur- und Leitbilder gibt, die sich in uns im Traum einbilden. Indem sich diese Bilder in uns einformen, geben sie die Leitbilder für unser personales Tagesbewusstsein ab und ändern somit den Ausgangspunkt unseres personalen, wachen Denkens und Handelns.

In Tod und Höllenabstieg ist Christus in das Unterste der Wirklichkeit hinabgestiegen und hat sich in die wahren und reinen Archetypen eingebildet. Von dort her kann er unsere Psyche heilend und erlösend beeinflussen. Bevor wir uns also ein Bild von Gott machen, berührt Gott uns schon in den archetypischen Bildern, in die sich die Wirklichkeit Jesu Christi in seinem Tod und seiner Auferstehung eingebildet hat.

Aus: Anselm Grün, das Kreuz, ­Münsterschwarzacher kleine Schriften Nr. 99, Seite 47.

https://www.vier-tuerme.de/das-kreuz-bild-des-erloesten-menschen