Der Rücktritt von Bischof Bode ist ein Warnsignal für die Schweiz

Der Vatikan hat den Rücktritt von Bischof Franz-Josef Bode angenommen. Deshalb herrscht seit Samstag, 25. März, im Bistum Osnabrück eine Sedisvakanz. Der Bischofstuhl ist verwaist. Es wird ein Nachfolger gesucht.

Bode ist der erste Bischof in Deutschland, der wegen Verfehlungen rund um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in seinem Bistum zurücktritt. Das verschafft ihm Respekt. Endlich ein Bischof der Verantwortung übernimmt!

Wer übernimmt Verantwortung in Deutschland?

Blenden wir kurz zurück. Am 25. September 2018 präsentiert die Deutsche Bischofskonferenz in Fulda die Ergebnisse der MHG-Studie. Es ging dabei um eine umfassende Studie zum Missbrauch von Minderjährigen durch katholische Priester und Ordensangehörige in Deutschland.

An der Pressekonferenz stellte die Journalistin Christiane Florin die Frage, ob sich ein oder mehrere Mitglieder der Bischofskonferenz überlegt hätten, aufgrund der Ergebnisse zurückzutreten. Es herrschte betretene Stille. Darauf antwortete Kardinal Marx mit einem schlichten «Nein».

Kardinäle bleiben – Bischof muss gehen

Es hat nun fünf Jahre gedauert, bis ein erster Verantwortlicher aus der Bischofskonferenz zurückgetreten ist. Es gab ein Rücktrittsangebot von Kardinal Marx: von Papst Franziskus abgelehnt. Es gab ein Rücktrittsversuch von Kardinal Woelki. Ebenfalls von der römischen Zentrale zurückgewiesen. Bei Bischof Bode hat das Eingeständnis von Fehlverhalten nun zu Konsequenzen geführt.

Es ist schon bedenklich, dass im System der römisch-katholischen Kirche ein derartig massives Versagen von Führungsverantwortung – in diesem Fall bei der Aufklärung von aktuellen Missbrauchsfällen – so lange hinausgezögert wird. Das Machtsystem ist träge und erhält sich selbst.

Warnschuss für die Schweiz

Für die katholische Kirche in der Schweiz ist das ein Warnsignal! Im September 2023 wird die Präsentation von ersten Ergebnissen einer nationalen Missbrauchs-Studie für die Schweiz erwartet. Dabei wird eine grosse mediale Aufmerksamkeit auf die Führungsetage der Schweizer Bischöfe gerichtet sein. Es ist auch hier zu erwarten, dass eine hartnäckige Journalistin die berechtigte Frage nach dem Rücktritt eines Schweizer Bischofs stellen wird.

Bischof Joseph Bonnemain sagt zur Schweizer Studie zu sexuellen Übergriffen im kirchlichen Umfeld: «Die Konfrontation mit einem ungeschönten und unabhängigen Bild der Vergangenheit ist dringend notwendig. Nur so werden wir auf individueller und struktureller Ebene lernen, sexuellen Missbrauch in der Seelsorge künftig zu verhindern und uns der Fehlbarkeit der Kirche beziehungsweise ihrer Amtsträger zu stellen.» An diesem Anspruch werden wir die Arbeit von Bischof Bonnemain messen.

Wegducken wird nicht mehr akzeptiert

Warum sollte die Dynamik zwischen Kirche und Medienöffentlichkeit hierzulande anders verlaufen als in Deutschland vor fünf Jahren? Das ist unwahrscheinlich. Der Rücktritt von Bischof Bode soll hier als Warnung und Exempel dienen. Ein Wegducken wird in der heutigen Gesellschaft nicht mehr akzeptiert.

Auch in der Schweiz werden die Bischöfe die volle Verantwortung übernehmen müssen. Vor allem wenn die unabhängige Missbrauchs-Studie nicht nur historische Fälle aufdecken sollte, sondern auch aktuelle Vorkommnisse. Jeder Bischof in der Schweiz wird für sein Bistum hinstehen müssen. (kath.ch)

Mitteilung des Bistums Osnabrück mit Begründung durch Bischof Bode