Josef Haselbach: «Auflösung der Schweizer Kapuzinerprovinz noch in der Warteschlaufe»

Die österreichischen Niederlassungen des Kapuzinerordens wurden den drei benachbarten Provinzen in Deutschland, Polen und Italien zugeordnet, wie vergangene Woche bekannt wurde. Damit ist das Ende der Kapuziner-Provinz Österreich besiegelt.

Der Kapuziner Josef Haselbach ist Provinzial der Schweizer Kapuziner. Er rechnet damit, dass das gleiche Schicksal die Schweizer Kapuziner trifft, wie er bereits im März in einem Interview mit kath.ch sagte. «Eine Auflösung der Provinz steht in den kommenden Jahren an. Das ist klar», sagt er auch jetzt auf Anfrage. Wann genau eine solche stattfinden wird, wisse er jedoch nicht. «Das hängt vom Gespräch mit dem Generalat in Rom ab.» Ein solches sei in Aussicht gestellt, aber zeitlich noch nicht angesetzt worden.

Regionale Konferenzen machen es kompliziert

Bei der Frage der Auflösung spielen auch die bereits gegründete Mittelmeer-Konferenz und die geplante Nord-Ost-Europäische Konferenz eine Rolle, wie aus einer internen Mitteilung von Haselbach hervorgeht. In diesen Konferenzen schliessen sich mehrere Provinzen zusammen, um bestimmte Fragen zu diskutieren, sagt Josef Haselbach. Zudem dienten sie Ordensleitung in Rom als Ansprechpartner.

Sprachlich und kulturell müsste man die Westschweiz der Mittelmeer-Konferenz zuordnen, heisst es in der internen Mitteilung, die kath.ch vorliegt. In der Neuordnung der Konferenzen werde die Schweiz aber unter der Nord-Ost-Europäischen Konferenz aufgeführt.

Schweiz ganz aufteilen?

Die Knacknuss im Hintergrund ist laut Haselbach: Soll man die Westschweizer und die Deutschschweizer Kapuziner auseinanderreissen? Die Frage habe man noch nicht diskutiert, sagt der Provinzial. «Das ist einer der Hauptgründe, weshalb die Auflösung der Schweizer Provinz noch in der Warteschlaufe ist.»

Die Frage sorgt in der Schweiz für Gesprächsstoff. «Unter den Oberen gibt es verschiedene Meinungen», sagt Haselbach. Er fügt aber hinzu, dass die Organisationsstrukturen den Alltag der Kapuziner wenig beeinflussten. «Das Leben geht weiter so oder so.»

Die Tessiner Kapuziner haben sich bereits im März 2018 von der Schweizer Provinz gelöst. Seither gehören sie als Tessiner Kustodie zur italienischen Provinz Lombardei. (kath.ch)