Kinderbuchautorin Sandy Jud: «Die Sakramente begeistern heute noch Millionen»

Sandy Jud ist nicht katholisch. Dennoch hat sie ein Kinderbuch über die sieben Sakramente geschrieben. Für sie stand fest: Wenn sie ein katholisches Buch schreibt, dann über die «Grundsteine», die den katholischen Glauben ausmachen. Für das Buchcover gab es aber auch Kritik.

Sie haben ein Kinderbuch über Sakramente geschrieben. Wie kam diese Idee?

Sandy Jud*: Als damalige Leitungsassistentin der katholischen Seelsorge in Eschenbach habe ich den Auftrag erhalten, ein Kinderbuch über die Sakramente zu suchen, welches man den Eltern zur Taufe schenken könnte. Da uns das übliche Marktangebot nicht restlos überzeugt hatte, habe ich zusammen mit meinem Chef, Pfarrer Thomas Thalmann, ein eigenes Buch realisiert. Er hat mich insbesondere inhaltlich dabei sehr unterstützt.

Was wollen Sie den jungen Lesenden mit «Hanna und die Sakramente» vermitteln?

Jud: Es ist wichtig, in der heutigen rasanten und oftmals auch verstörenden Welt, den Kindern einen gesunden Glauben mit auf den Weg zu geben. Ich nenne es gerne auch «Urvertrauen». Die Welt, in der wir leben, ist schnell und oftmals sehr unverbindlich. Nichts scheint mehr einen Wert zu besitzen, keine Zusage, kein Versprechen. Man ist ständig auf der Suche nach noch «Besserem». Dieses Unverbindliche frustriert und verunsichert stark. Es ist mir ein Anliegen, den Kindern zu vermitteln, dass es eben auch in dieser Welt noch Dinge gibt, die Bestand haben, auf die man sich zu 100 Prozent verlassen kann.

Zum Beispiel?

Jud: Dass man niemals alleine ist, sondern Teil einer grossen Gemeinschaft. Dass man aus diesem Urvertrauen oder eben auch Gottvertrauen Kraft und Mut für das Leben schöpfen kann.

Sie selbst sind nicht katholisch. Und dennoch haben Sie ein Buch über die sieben Sakramente geschrieben.

Jud: Anfänglich war es für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ich lernte schnell, die Glaubensgrundsätze zu respektieren. Und auch wenn ich selbst nicht katholisch bin, habe ich doch auch einen festen Glauben an etwas «Höheres», welcher mir hilft, mit den Herausforderungen des Lebens klarzukommen. Dass es gerade die Sakramente waren, also die Grundsteine des katholischen Glaubens, die das Buch beschreibt, lag für mich irgendwie auf der Hand, denn sie sind es, die diesen Glauben ausmachen und auch heute noch Millionen begeistern.

Welches Kapitel hat Ihnen besonders viel Freude bereitet?

Jud: Ganz klar, die Taufe, damit beginnt das Buch auch. Ein neues Mitglied in der Familie willkommen zu heissen, ihm Glück und Segen für das Leben zu wünschen, ist doch eine rundum freudige Sache. Mit der Taufe ihres kleinen Bruders fängt die Geschichte von Hanna an und damit wird auch ihr Interesse an den weiteren Sakramenten geweckt.

Welches Kapitel fiel Ihnen am schwersten, in kindgerechter Sprache zu schreiben?

Jud: Die Eucharistie.

Warum?

Jud: Weil es sich hierbei um den Kern des Glaubens handelt, die Umwandlung von Brot und Wein, welche nicht rational erklärbar und auch für mich als «Aussenstehende» schwer zu verstehen ist.

Ist das der Grund, warum die Eucharistie in ihrem Kinderbuch als zweitletztes Sakrament erklärt wird? Die Eucharistie ist so zentral für die katholische Kirche.

Jud: Da die Eucharistie eben ein so schwer zu verstehendes Sakrament ist, fällt der Herr Pfarrer im Kinderbuch nicht gerade mit der Tür ins Haus. Hanna wird langsam hingeführt. Sie gibt auch offen zu, dass sie es mit ihren fünf Jahren noch nicht verstehen kann – was meines Erachtens vollkommen normal ist!

«Meist lesen Eltern ein Kapitel mit den Kindern und besprechen es dann anschliessend.»

Wie sind die Redaktionen auf Ihr Buch?

Jud: Ich bekomme viele schöne Rückmeldungen. Die allermeisten, insbesondere Eltern, lieben es. Sie finden die Kombination von kurzen Texten und liebevollen Bildern sehr passend und benutzen es gerne, um ihren Kindern den Glauben näherzubringen. Meist lesen sie ein Kapitel mit ihnen und besprechen es dann anschliessend, was natürlich am allerbesten ist.

Gab es auch negatives Feedback?

Jud: Ich habe eine Rückmeldung erhalten, dass man sich am Titelbild stören und es vermeintlich «ungute Gefühle» auslösen würde, da der Herr Pfarrer die Hand auf Hannas Arm hat.

Was sagen Sie dazu?

Jud: Die Kirche hat meines Erachtens ein Problem mit Nähe und Distanz. Dass die unzähligen sexuellen Übergriffe aufgearbeitet werden müssen, liegt auf der Hand und sind in meinen Augen mit jeglicher Vehemenz zu verfolgen und zu bestrafen. Da gibt es kein Pardon. Jedoch die nächste Generation mit «unguten Gefühlen» Erwachsener zu belasten und – wenn auch unbewusst – fürs spätere Leben zu prägen, erachte ich als äusserst fragwürdig. Kinder sehen in diesem Titelbild nur zwei Menschen, die sich freundschaftlich zugeneigt sind.

Das war Ihre Intension?

Jud: Ja, absolut. Dass gewisse Erwachsene da etwas hineininterpretieren, was schlicht nicht da ist, ist schade. Irgendwann werden wir eine Gesellschaft sein, die eine freundschaftlich gemeinte Geste nicht von einem sexuellen Übergriff zu unterscheiden vermag und somit ein simples Händeschütteln nicht mehr ohne Hintergedanken praktiziert werden kann. Da möchte ich dagegen steuern. Manchmal wünschte ich mir die Unbeschwertheit der Kinder zurück. Vielleicht wäre dieses Buch eine gute Anregung an die Erwachsenen, zu einem «gesunden Miteinander» zurückzufinden.

Planen Sie weitere katholische Kinderbücher zu schreiben?

Jud: In Planung ist derzeit nichts. Da ich nach drei Jahren aus der Pfarrei weitergezogen bin und nicht mehr für die Kirche arbeite, hat ein solches Projekt keine Priorität. Aber: Sag niemals nie. Im Herbst erscheint ein neues Buch. Es heisst «Das sind WIR!». Ein Buch von Menschen für Menschen. Ein Buch, das die Verschiedenheit der Menschen in den Fokus setzt und vermitteln will, dass wir nicht alle gleich sind – und auch nicht sein müssen. Genau das ist das Tolle daran.

*Sandy Jud ist Kinderbuchautorin mehrerer Bücher. Im April 2024 ist ihr erstes katholisches Buch «Hanna und die Sakramente» erschienen.