Ökumene – Einheit in zwei Geschwindigkeiten

Die diesjährige Gebetswoche für die Einheit der Christen beginnt am 18. Januar. Der Bischof von Basel, Felix Gmür, knüpft im Hinblick auf diese Woche an das Taizé-Treffen in Basel an und warnt vor Erwartungen für eine schnelle Einheit der Christen.

Das Doppeljubiläum im Jahr 2017 zu 600 Jahre Bruder Klaus und 500 Jahre Reformation habe gezeigt, dass die reformierte und die katholische Kirche gemeinsam vorangehen können, sagte der Bischof in einem Interview mit dem "Pfarreiblatt" der Katholischen Kirche Stadt Luzern. Für eine Wiedervereinigung der Konfessionen sei es aber noch nicht soweit.

Sakramente und die Ämterstruktur

Man solle die Unterschiede nicht "übertünchen", sondern damit leben können, "dass wir noch nicht am Ziel sind", so der Bischof. Der Hauptstreitpunkt sei die theologische Frage nach dem Blick auf die Kirche und damit verbunden die Sakramente und die Ämterstruktur. Diesbezüglich gingen die Positionen der Konfessionen auseinander. Die katholische Kirche stehe den verschiedenen orthodoxen Kirchen näher. Die Reformierten seien "plural" aufgestellt. Es sei darum eine grosse Herausforderung, eine Theologie zu finden, in der sich alle wiedererkennen könnten.

Sichtbare und unsichtbare Einheit

Geklärt werden müsse, was die Kirchen wirklich verbinde und was auch sichtbar sei. "Am einen Ende der Skala steht jemand, der sagt: Es ist alles sichtbar, wir haben eine Einheit im Papst. Das andere Extrem ist, dass einer sagt: Alles wird erst im Himmel sichtbar, jetzt haben wir erst eine unsichtbare Einheit." Das Taizé-Jugendtreffen zum zurückliegenden Jahreswechsel in Basel habe gezeigt, dass heute viele Menschen – vor allem jüngere – eine Wiedervereinigung auf praktischer Ebene zelebrieren. In Basel habe niemand gefragt, ob man katholisch oder reformiert sei. Es sei nicht eine Form ausgeblendet worden, damit eine andere überhandnehmen könne. Vielmehr sei etwas Neues geschaffen worden, so der Bischof. Das könne die Theologie beflügeln.

Keine Erfahrung der Trennung

Taizé zeige, dass die "traditionelle Ökumene vielen Leuten zu langsam geht". Viele jüngere Christen hätten wenig Verständnis dafür, dass es überhaupt eine Ökumene brauche, denn sie hätten "die Erfahrung der Trennung nicht mehr so ausgeprägt erlebt", so Bischof Gmür.

Die traditionelle Ökumene wird nun in der anstehenden Woche die Einheit der Christen zum Thema machen. 2018 dauert diese Woche vom 18. bis 25. Januar. Seit 1968 werde die Gebetswoche, deren Ursprünge bereits auf das Jahr 1910 zurückgehen, gemeinsam vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Kommission Glaube und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen vorbereitet, heisst es auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH).

Blick auf die Karibik

Jedes Jahr werden die Texte von einer anderen Region der Welt vorbereitet. In diesem Jahr kommt die Karibik zum Zug. Eine ökumenische Gruppe der Kirchen auf den Bahamas erarbeitete die Texte für die Gebetswoche 2018. Die Karibikinsel wurde ausgewählt, um mit ihrer Geschichte das geistliche Leben von Christinnen und Christen in aller Welt zu bereichern, erläuterte Anthony Currer vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen.

Die Allianzgebetswoche

In vielen Ländern Europas treffen sich zum selben Zeitraum zudem Christinnen und Christen aus verschiedenen Kirchgemeinden in ihren lokalen und regionalen Allianzen zum Gebet. Das Thema der Allianzgebetswoche 2018, die bereits am 14. Januar beginnt, lautet «als Pilger und Fremde unterwegs». Die Bibeltexte zur diesjährigen Allianzgebetswoche seien von Geschwistern aus Spanien ausgewählt worden, heisst es im Gebetsheft der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) zur Aktion. Danach hat eine Vorbereitungsgruppe aus den drei deutschsprachigen Ländern gemeinsam die Tagesthemen erarbeitet und die Begleittexte geschrieben. (gs)