SRF geht den Freidenkern auf den Leim

Es ist ein Aufreger, der eigentlich nur Freidenker und religiöse Menschen interessiert. Die «10 vor 10»-Moderatorin Wasiliki Goutziomitros trug in einer Sendung vom 16.3.2023 eine Goldkette mit Kreuzanhänger. Allerdings muss man schon sehr genau hinsehen, um diesen Fauxpas zu entdecken.

Angeblich verstosse dies gegen die publizistischen Leitlinien von SRF, lässt Chefredaktor Tristan Brenn im «Blick» verlauten. «Es trifft zu, dass SRF-Moderatorinnen und Moderatoren der Information keine offen sichtbaren politischen und religiösen Symbole tragen sollen. Unsere Informationssendungen sollen sachlich und analytisch präsentiert werden.» Geht es hier um eine Grundsatzfrage oder bloss um ein Detail im Alltag einer Fernsehmoderatorin?

SRF geht in die Defensive

Auffällig an der offiziellen Stellungnahme von SRF und an den Aussagen von Tristan Brenn ist die defensive Haltung. Es soll sich ausdrücklich nicht um ein Verbot handeln. Vielmehr geht es um die Neutralität und Distanz der Moderatorin zu politischen Themen. Ist diese journalistische Distanz durch ein Goldkettchen mit Kreuz kompromittiert?

Wir leben in der Schweiz in einer nach-säkularen Gesellschaft. Kaum jemand würde das Kettchen mit Goldkreuz in der «10vor10»-Sendung als ideologisches oder religiöses Statement deuten. Vielmehr gibt es einen breiten Teil der Bevölkerung, den ich als «Kultur-Christen und -Christinnen» bezeichne. Sie sind zwar noch katholisch oder reformiert erzogen, haben aber der Institution Kirche längst den Rücken zugewandt.

Religiöse Symbole gehören zur Alltagskultur

Aber trotzdem bleiben Verbindungen: In der Schmuckschatulle gibt es noch einen Kreuzanhänger. Auf Kleidern kommen verschiedene religiöse Symbole vor; oder auch auf Tattoos, die sich viele auf der Haut einprägen lassen. Das heisst, religiöse Symbole sind weiterhin ein Teil unserer Alltagskultur obwohl viele Menschen in einer Distanz zu Kirchen und religiösen Institutionen leben.

Helle Aufregung wegen einem Goldkreuz

Wenn nun ein kleines Goldkreuz in einer Informationssendung auftaucht, ist die helle Aufregung zu erleben. SRF geht den Freidenkern auf den Leim, wenn es diese Zeichen der Alltagskultur vom Bildschirm verbannen will. Es sind vor allem Laizisten, die eine Trennung von Kirche und Staat vorantreiben und den öffentlichen Raum säubern möchten. Das ist vollständig übertrieben. Es zeigt vor allem, dass sowohl Freidenker als auch SRF auf dem Holzweg sind. Die Freidenker sind zu aggressiv. SRF verharrt in der Defensive.

Für Wasiliki Goutziomitros ist die Goldkette einfach ein Familienerbstück. Damit sind wichtige Erinnerungen verbunden. Wenn wir diese in der Öffentlichkeit und auch im Fernsehen nicht mehr tragen dürfen, dann verarmt unsere Kultur. (kath.ch)