Aktuelle Nummer 25 | 2023
03. Dezember 2023 bis 16. Dezember 2023

Editorial

Der Ukrainekrieg und Schweiz

Drei Schlaglichter

Die hilfsbereite Schweiz
Vordringlich brauchen die Kriegsbetroffenen dreifach Hilfe: im Kriegsgebiet, in den Nachbarländern, welche die Flüchtlingsströme aufnehmen, und in der Schweiz für die hier eintreffenden Schutzsuchenden. Es ist eindrücklich, wie grosszügig sich die Schweizer Bevölkerung bei den Sammelaktionen der Hilfswerke und der Glückskette beteiligt. Behörden und Freiwillige bereiten sich vor, um die Flüchtlinge bei uns zu empfangen und zu betreuen. Indirekt leistet auch Unterstützung, wer die höheren Benzin- und Energiekosten oder andere Sanktionen zu spüren bekommt und so gegen das Putin-Regime Kante zeigt. 

Die vielfältige Schweiz
Manches, was die Situation der Ukraine ausmacht (Schwerpunktartikel), erinnert an unser eigenes Land. Auch in der Schweiz haben wir verschiedene Sprachen, Mentalitäten und Konfessionen. Es ist herausfordernd, immer wieder zusammenzufinden, und dabei Minderheiten und Randregionen nicht auszugrenzen. Das Aushandeln von Kompromissen ist anspruchsvoll und dauert lange. Aber es ist der Schweiz damit gelungen, den Zusammenhalt zu erhalten, auch in Krisen und zwischen mächtigen Nachbarn. Wir müssten dies wieder vermehrt pflegen und schätzen. Und wir könnten dieses Verständnis von einer Konkordanzdemokratie als Weg der Konfliktlösung ins Spiel bringen.  

Die ökumenische Schweiz
Religiöse Hintergründe prägen kulturelle und gesellschaftliche Strukturen und Mentalitäten, auch wenn die meisten Menschen ihren Alltag längst säkular gestalten. Aber gerade in Konfliktsituationen werden solche religiösen Gefühle wieder abgerufen. Kirchen werden im Spiel der Mächtigen instrumentalisiert oder spielen selbst mit. Das zeigt sich in der Ukraine ebenso wie in der Geschichte der Schweiz und in anderen Ländern. Es macht deutlich, wie wichtig ein ökumenisches Miteinander ist, um zu verhindern, dass sich Christen gegeneinander ausspielen lassen. Es braucht mutige Schritte in der Ökumene, um die Einheit zu stärken und theologische Abgrenzungen zu überwinden. 

Ich wünsche Ihnen, dass Sie auf eine hilfsbereite, vielfältige und ökumenische Schweiz stolz sein können und dass wir wieder Frieden finden.  

Kuno Schmid