Reto Stampfli | Chefredaktor
Editorial
Von Weihnachten bis Dreikönig
Zwar fühlt sich manch einer in der Zeit von Weihnachten bis Neujahr eher in Partylaune als in Festtagsstimmung versetzt, doch die zahlreichen Festtage haben, ob man es wahrnimmt oder nicht, verbunden mit vielfältigem Brauchtum bis heute einen Teil ihrer kulturellen Bedeutung behalten. Nach Weihnachten als sozial-religiös-kulturell-kommerziellem Grossereignis tauchen mehrere prominente Heiligengedenktage im Kalender auf: Am Stephanstag steht der erste bekannte christliche Märtyrer, früher noch als «Blutzeuge» bezeichnet, im Mittelpunkt. Wie uns die Apostelgeschichte berichtet, wurde er als Diakon der Jerusalemer Gemeinde von einem aufgebrachten Mob gesteinigt. Als handfeste Erinnerung an die furchtbare Tat werden in gewissen Regionen noch heute die sogenannten «Pflastersteine» gebacken.
Der 28. Dezember als «Tag der unschuldigen Kinder», an welchem an den biblischen Kindermord von Betlehem erinnert wird, erscheint nur noch marginal in der katholischen Liturgie. Der 29. und 30. Dezember kommen nicht über den Status von gewöhnlichen Wochentagen hinaus. Der 31. Dezember gedenkt des wohl bekanntesten Papstes, der seine Popularität aber nicht selbst bewirkt hat, sondern dadurch geschenkt bekommen hat, dass er am 31. Dezember 335 verstarb und dieser Tag seit dem 17. Jahrhundert beinahe weltweit als letzter Jahrestag gefeiert wird (nur im Appenzeller Hinterland zelebriert man den alten Silvester bis heute erst am 13. Januar).
Das neue Jahr beginnt an Neujahr und das ist natürlich der 1. Januar, könnte man aus lauter Gewohnheit konstatieren. Ein Blick zurück in die Menschheitsgeschichte lässt jedoch erkennen, dass es nicht immer so war: Bei unseren Vorfahren, den Kelten zum Beispiel, begann das Jahr bereits am 1. November, bei einigen Germanenstämmen am 1. Oktober und auch bei den Christen gab es lange Zeit unterschiedliche Termine. Das Dreikönigsfest, sechs Tage später, kennt der liturgische Kalender der Kirche nicht mehr, ausser in Köln, von wo aus sich dieser Brauch seit dem 13. Jahrhundert durchgesetzt hat. Grosser Beliebtheit erfreut sich jedoch der Dreikönigskuchen, was wohl nicht unwesentlich seiner kommerziellen Nutzung zu verdanken ist.
Mit festlichen Grüssen
Reto Stampfli