Focus

Friede im Spiegel der Pädagogik

Friede, ein grosses Wort, eine Menschheitssehnsucht. In Krisenzeiten, ob im Machtkampf nationaler Interessen oder bei Streitereien in der Familie, Friede ist das, was man sich dringend wünscht. Je schmerzlicher der Anlass, desto dringender der Wunsch nach Frieden. Immanuel Kant stellte diesen Wunsch in seiner Schrift «Zum ewigen Frieden» (1795) als sittliche Aufgabe heraus. 

Friede ist demnach auch eine Herausforderung in der Pädagogik, nicht nur in Politik, Wirtschaft und Friedensforschung. Pädagogik muss hier allerdings in ihrer Funktion für das Menschsein im Ganzen verstanden werden. Ihr Auslegungshorizont ist die anthropologische Betrachtungsweise. Das gilt auch für die spezielle Aufgabe der Religionspädagogik. Wird der Menschheits­traum Friede in diesem Begriffs­horizont reflektiert, dann heisst dies, ihn als Grundlage des menschlichen ­Daseins zu begreifen.

Gerhard Velthaus (1926–2018), Erziehungs- und Sozialwissenschaftler an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.