Schwerpunkt

Etwas mehr wir ...

von Johannes Rösch

Neben der Unterstützung Hilfsbedürftiger, der Gestaltung von Festen und Feiern, der Verkündigung und Weitergabe des Glaubens gehört die Gemeinschaftsbildung zu den Grundhandlungsfeldern christlichen Lebens. Menschen miteinander in Verbindung zu bringen, geschieht allen aktuellen Pro-
blemen zum Trotz in Pfarreien, Pastoralräumen und Kirchgemeinden weiterhin. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit werden hier Orte der Begegnung, des Miteinanders und der Gemeinschaftsbildung im Pastoralraum Olten kurz vorgestellt. 

Das Quartiermobil
Seit einigen Jahren versucht die Kirchgemeinde Trimbach-Wisen mit Quartierprojekten Gemeinschaft im Dorf zu fördern. Gestartet mit einem Spieletreff im Rankwogquartier lädt aktuell ein ehemaliger Zirkuscontainer – das «Dellenmobil» – bei schönem Wetter ein, Gemeinschaft und Quartierbewusstsein zu pflegen. Der Container wird in Zusammenarbeit mit Caritas Solothurn und Freiwilligen aus dem Quartier und im Auftrag der Kirchgemeinde betrieben. Das Projekt wurde von Karen Hug entwickelt, und sie schrieb im ersten Jahresbericht: «Das Quartiermobil ist ein Ort, wo sich Menschen treffen, wo sich verschiedene Kulturen austauschen und wo Menschen miteinander Dorfgemeinschaft leben. Mit dem Quartiermobil wird dem Gedanken ‹wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind› nachgelebt.» Das «Dellenmobil» dient sowohl als Treffpunkt wie auch als Anlaufstelle für Fragen, Anliegen und Ideen aller Art. Auch aufseiten der Einwohnergemeinde stösst das Projekt auf grosses Interesse und breite Zustimmung. Das Mobil erhielt auf Antrag des Gemeinderats der Einwohnergemeinde eine unbefristete Baubewilligung, sodass es im Winter nicht verschoben werden muss. Seit dem 1. April 2025 hat Sarah Emmenegger die Projektleitung übernommen. 

Die Unüberhörbaren
Ein seit Jahrzehnten sicherer Wert bezüglich Gemeinschaft bildet der Marienchor Olten. Unter der bewährten Leitung von Sandra Rupp Fischer werden immer wieder neue Chor- und Gesangsprojekte ausprobiert und umgesetzt. Aktuell zum Beispiel wird als offenes Projekt für Pfingsten die «Nidaros Jazz Mass» von Bob Chilcott vorbereitet. Aber auch die Pflege traditioneller «klassischer» Kirchenmusik kommt nicht zu kurz. Für Weihnachten steht die Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm.

Die Netzwerkerin
Am Rande der Oltner Altstadt liegt hinter der christkatholischen Kirche die Buchhandlung Klosterplatz. Mit ihrem Team um Buchhändler Christian Meyer ist sie eine wichtige Netzwerkerin im sozialen, kulturellen und religiösen Bereich. Auf der Suche nach Büchern, aber auch nach Menschen mit bestimmten Fähigkeiten, bildet die Buchhandlung eine wichtige Anlaufstelle, ganz zu schweigen von den Buchhändlerinnen und Buchhändlern, die hier eine profunde Ausbildung erhielten und immer noch erhalten. «Kennst du schon …?», «…  darf ich dir kurz jemanden vorstellen?» Immer wieder gelingt es Christian Meyer als guter «Szenekenner» der kirchlichen Landschaft in und um Olten Menschen in Kontakt zu bringen, sei es bei einer Tasse Kaffee oder beim Stöbern in den Büchergestellen.

Die Stillen
Zweimal im Monat trifft sich eine kleine Gruppe zur stillen Anbetung in der Mauritiuskirche in Trimbach. Sie pflegt Gemeinschaft im Schweigen mit dieser alten, kirchlichen Meditationsform. Die Anbetung wird von einer Gruppe Ehrenamtlicher organisiert und findet in der Regel jeden zweiten Mittwochabend statt.

Die Jungen
Gemeinschaftserfahrungen für Kinder und Jugendliche bietet das engagierte Leitungsteam der Jubla Trimbach mit Gruppenanlässen und dem Sommerlager als Höhepunkt. Mit viel Herzblut werden von dem grossen Leitungsteam Gruppenstunden und verschiedene Veranstaltungen organisiert. Einer der fünf Grundsätze der Jubla lautet: «Zusammen sein». Der Grundsatz betont die Bedeutung von Gemeinschaft, in der alle mit ihren Stärken und Schwächen willkommen sind und gemeinsam Unterschiedlichstes auf die Beine stellen können. Gemeinschaft bedeutet bei Jungwacht Blauring, Akzeptanz und Respekt zu leben und Verantwortung zu übernehmen innerhalb und ausserhalb der Gruppe. Auch die Ehemaligen der Jubla Trimbach pflegen Gemeinschaft in Erinnerung an vergangene Zeiten. 

Die Kirchenputzer
Mit dem Wegzug der Kapuziner aus Olten entstand eine empfindliche spirituelle und gesellschaftliche Lücke. Damit der «Geist der Kapuziner» nicht ganz verloren geht, entstand der Verein «Freundinnen und Freunde des Kapuzinerklosters Olten». «Das Kapuzinerkloster Olten ist nicht nur ein historischer Ort, sondern ein lebendiges Erbe, das wir bewahren und für kommende Generationen gestalten wollen. Gemeinsam setzen wir uns für eine Zukunft ein, in der Spiritualität, Kultur und Begegnung im Herzen unserer Stadt weiterblühen», schreibt Werner Good-Heiniger, der Vereinspräsident, auf der vereinseigenen Homepage. Am 1. Juli 2024 übernahm der Verein die Betreuung der Klosterkirche, des Brüderchors und der Sakristei. Der Verein ermöglicht, dass die Klosterkirche als Ort der Begegnung, der Einkehr und des Feierns allen offen steht. Damit die Klosterkirche ein einladender Ort bleibt, braucht es eine regelmässige Reinigung, die von Freiwilligen erledigt wird. Neben den eigenen Feiern und Veranstaltungen, wie zum Beispiel die monatliche «hora musica» oder dem Ostermorgengottesdienst, ist die Kirche immer noch spirituelles Zentrum der franziskanischen Gemeinschaft. Das Friedensgebet am Donnerstag
morgen findet ebenso in der Klosterkirche statt wie die griechisch-orthodoxen Gottesdienste. Neben der Kirche ermöglicht der Verein auch die regelmässige Öffnung des Klostergartens am Mittwoch und Sonntagnachmittag von Mai bis November. So wird auch der Garten zu einem Ort der Begegnung, insbesondere die gelbe Gesprächsbank, wie sie zurzeit an vielen Orten im Kanton Solothurn anzutreffen ist.

Die Unvollständigkeit dieser Übersicht lädt dazu ein, sich selber auf die Reise zu begeben in die grossen und kleinen «Gemeinschaften» in Pastoralräumen, Pfarreien und Kirchgemeinden und durch eigene Erfahrungen zu ergänzen.  

Johannes Rösch ist Kirchgemeindepräsident in Trimbach-Wisen, Kinder- und Jugendchorleiter in Trimbach, Präsident des Vereins «Römisch-katholisches Pfarrblatt Region ­Olten» und wirkt im «Kirchenblatt»-­Redaktionsteam mit.

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