Aktuelle Nummer 24 | 2025
16. November 2025 bis 29. November 2025

Jugend

Sie sind wie eine grosse ­Familie, in der man sich ­sofort aufgenommen fühlt

von Julia Gurtner

Sophie Schor ist 19 Jahre alt, kommt aus Deitingen und hat im letzten Sommer die Kanti abgeschlossen. In ihrer Freizeit spielt sie Volleyball, bouldert oder ist gerne kreativ. Nun macht sie ein Zwischenjahr, bevor sie mit ihrem Studium beginnt. Sophie ist für zwei Monate in Ghana, wo sie bei einer Gastfamilie wohnt und in einer Schule aushilft sowie ­verschiedene Projekte unterstützt.

Sophie, was hat dich dazu bewogen, in Ghana Freiwilligenarbeit zu leisten?
Ich hatte schon lange im Hinterkopf, Freiwilligenarbeit in Afrika zu leisten. Ich habe eine Freundin, die schon in Ghana war und mir von ihren Erfahrungen erzählt hat. ­Ghana hat mich dann sehr überzeugt, da das Land in Westafrika als sehr sicher gilt und bekannt für seine Gastfreundlichkeit ist.

Welches sind deine Aufgaben in der Schule, in der du aushilfst?
Meine Aufgaben hier in Ghana sind vielseitig. Schon am ersten Tag, als ich ankam, wusste niemand, dass ich überhaupt komme. Deshalb finde ich meine Rolle immer noch Stück für Stück, da diese nicht so genau definiert ist. In der Schule versuche ich vor allem, die Lehrpersonen zu inspirieren, da ihr Umgang mit den Kindern ganz anders ist, als wir es gewohnt sind. Ich gestalte den Unterricht spielerischer, um den Kindern Lesen, Schreiben und andere Dinge beizubringen. Besonders unterstütze ich schwächere Kinder, die in den grossen Klassen oft zu wenig Aufmerksamkeit bekommen.
 

Was hast du durch deine Tätigkeit persönlich gelernt?
Schon bevor ich hierherkam, war mir bewusst, wie privilegiert wir sind und welche kulturellen Unterschiede es im Vergleich zu Ghana gibt. Vor Ort habe ich es dann hautnah erlebt. Ich habe gelernt, dass man gewisse Dinge, die man persönlich vielleicht nicht gut findet, trotzdem aus Respekt vor einer anderen Mentalität tolerieren sollte. Hinter vielen Verhaltensweisen stecken oft tiefere Gründe, und es wäre arrogant, sie vorschnell zu verurteilen. Anfangs war das nicht leicht, aber mit der Zeit lernt man, damit umzugehen.

Zudem habe ich gelernt, viel flexibler und spontaner zu sein. Oft wurde ich ins kalte Wasser geworfen, besonders am Anfang war das eine Herausforderung. Schon am zweiten Tag wurde ich auf eine Beerdigung in einer fremden Stadt geschickt, ohne überhaupt zu wissen, wer ausser meinem Gastvater zur Gastfamilie gehört. Solche Situationen haben mir gezeigt, wie wichtig Offenheit ist und wie man das Beste daraus macht.

Was ist das erste Wort, das dir einfällt, wenn du an Ghana denkst? Warum?
Ich glaube Gastfreundschaft. Vor allem weil es hier unglaublich viele herzliche Menschen gibt, die einen sofort in ihrem Land willkommen heissen. Ich habe noch nie eine schlechte Erfahrung mit den Menschen hier gemacht. Sie sind wie eine grosse Familie, in der man sich sofort aufgenommen fühlt.

iLeap

Infrastructure Leap (iLeap) ist eine gemein­nützige Organisation, die geschlechtsspezifische, nachhaltige, soziale Infrastruktursysteme für Gesundheit, Bildung und sauberes Wasser plant, bereitstellt und verwaltet. (Die Organisation wurde von Sophies Gastfamilie aufgebaut.)