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Nossa Senhora Aparecida
von Alina Nussbaumer
Es ist der 12. Oktober, wir befinden uns in Aparecida im brasilianischen Bundesstaat São Paulo. Knapp 180 km nordöstlich der Millionenmetropole São Paulo erhebt sich der grösste katholische Kirchenbau Brasiliens, der jährlich Hunderttausende Besuchende anzieht. Gefeiert wird an diesem Tag «Nossa Senhora Aparecida» – die Schutzpatronin Brasiliens.
Um zu verstehen, weshalb hier jährlich hunderttausende Menschen zusammenkommen, reisen wir zurück ins Jahr 1717. Drei Fischer sind auf dem Fluss namens Paraíba do Sul unterwegs, als sie plötzlich in ihrem Fischernetz eine zerbrochene Figur auffinden: eine Tonfigur der portugiesischen Heiligen «Nossa Senhora da Conceição». Doch die Fischer nannten sie «Aparecida» – «die Erschienene». Der Legende nach soll sie weggeworfen worden sein, doch ihr Auftauchen sollte erst der Anfang sein.
Das erste Wunder, das ihr zugeschrieben wird, geschah bereits an diesem Tag: Die drei Fischer hatten den Auftrag, für ein Festmahl im Dorf zu sorgen, doch bis dahin blieb ihr Fang aus. Kurz nach dem Erscheinen der Heiligen füllten sich ihre Netze plötzlich mit Fischen.
Einer der drei Fischer nahm die Figur mit nach Hause. Bald sprach sich das Geschehen herum, und sein Haus wurde zur Pilgerstätte für viele Gläubige. 1745 wurde für die Heiligenfigur eine Kapelle erbaut. Der historische Höhepunkt folgte 1929, als Papst Pius XI. Nossa Senhora Aparecida offiziell zur Schutzpatronin Brasiliens erklärte.
An der Stelle, an der 1754 die Kapelle erbaut wurde, steht heute eine der grössten katholischen Pilgerstätten der Welt: die Basilika der Nossa Senhora Aparecida.
Kehren wir nun in die Gegenwart zurück. Der Tag beginnt mit der Nachtwache zu Ehren Marias, die dem gemeinsamen Gebet gewidmet ist. Über den Tag verteilt finden sechs Gottesdienste statt, der erste um 6 Uhr morgens, der letzte um 18 Uhr. Darüber hinaus werden zur Mittagszeit feierlich die 13 Glocken der Basilika geläutet.
Doch nicht nur in Aparecida wird der 12. Oktober gefeiert, sondern im ganzen Land gehen Gläubige in die Kirche. In vielen Pfarreien finden Prozessionen, Festgottesdienste und Rosenkranzgebete statt. Viele Familien nutzen diesen Feiertag für gemeinsame Unternehmungen und Familienfeste.
Wir sehen: Im ganzen Land strömen Gläubige in die Kirche, um zu beten, zu feiern und die Geschichte ihrer Schutzpatronin zu würdigen. Der 12. Oktober ist nicht nur ein Feiertag, sondern ein Tag tiefer Verbundenheit mit Glauben und Tradition.