Aber dann und wann …

Gedanken zum Sonntag 13. August 2017. – (Mt 14,22 – 33)

Obwohl ich mich im Wasser pudelwohl fühle und gerne schwimme, bin ich keine gute und auch eine eher ängstliche Schwimmerin – vielleicht, weil ich es erst mit 12 gelernt habe. Es fiele mir etwa nie ein, mich in einem breiten Fluss vom Wasser treiben zu lassen oder in einem Hallenbad auf der mittleren Bahn zu schwimmen. Und noch weniger fiele mir ein, was Petrus in den Sinn gekommen ist, weil er – wer weiss – vielleicht ein tollkühner Schwimmer war. Der Apostel hatte ja durchaus etwas Draufgängerisches an sich. Und als Fischer war es wohl eh wichtig gewesen, gut schwimmen zu können. Dieser Petrus also, der mit den anderen Jüngern inmitten einer stürmisch-nächtlichen See im Boot kauert, sieht plötzlich den Rabbi übers Wasser auf sie zukommen und schreit ihm entgegen: "Rufe mich raus aus dem Schiff und ich komme!" – "Komm!", schreit Jesus zurück, und Petrus hebt tatsächlich seine Beine über den Rand des Bootes, betritt die Wogen der Wasser und geht auf den Rabbi zu ...

Das ist eine grosse Sehnsucht von mir, immer genug Mut fassen zu können, immer genug Vertrauen in mir zu spüren, um immer neu aus all den Booten der scheinbaren Sicherheit, der angeblichen Sachzwänge, der kühlen Vernunft, der Trägheit und Gewohnheit und endlosen Duldsamkeit rauszuspringen und Kopf über in die Wasser des Lebens einzutauchen. In diese schutzlosen, verheissungsvollen, belebenden, neu machenden Wasser des Lebens!

Oft genug aber fehlen sie mir, der Mut und das Vertrauen. Aber dann und wann bin ich mir dieser Energie so gewiss, höre ich sie so deutlich, diese Stimme – "Komm!" – dass mich nichts und niemand aufhalten kann. Es sind jene Momente des Lebens, die das Unmögliche möglich machen, die ohne alle Angst vor Verlust hinstehen lassen und eine Ahnung von Auferstehung in den Alltag übersetzen.

Und ab und an vernehmen wir es auch gemeinsam, dieses "Kommt!" Und wir geben das Beobachten auf, streifen uns gegenseitig die Gepflogenheiten von den Schultern, weiten die Grenzen und wagen uns auf die Strassen hinaus, die ganz neue Erfahrungen des geteilten Lebens für uns bereithalten und ein Weniger an Leid und ein Mehr an Glück bedeuten. Und wir sehen einander auf dem wankenden Grund in die Augen und werden uns der Gegenwart unseres Gottes ganz und gar bewusst.

Jacqueline Keune ist freischaffende Theologin und lebt in Luzern.