"Auch Distanzierte und Konfessionslose finden die Kirche unterstützenswert"

"Die kantonalen Verfassungsrevisionen seit der Jahrtausendwende und verschiedene verworfene Trennungsinitiativen zeigen, dass die Mehrheit der Politiker und Stimmberechtigten auch in der Schweiz radikale Systemwechsel ablehnt. Das hängt unter anderem mit der starken Ausdehnung des Sozialstaates zusammen, als dessen verlängerter Arm die Kirchen zunehmend gesehen werden. Auch viele distanzierte Kirchenmitglieder und manche Konfessionslose finden es unterstützenswert, dass die anerkannten Kirchen soziale und kulturelle Leistungen für die Gesamtgesellschaft erbringen."

In einem Gastkommentar in der "Neuen Zürcher Zeitung" stellt der Rechtsprofedssor René Pahud de Mortanges fest, dass die gegenwärtigen staatskirchenrechtlichen Strukturen in den Kantonen eine für die Schweiz angemessene Form des Verhältnissen zwischen Kirchen und Staat sind. Eine Ausweitung der Anerkennung einer Religion auf kantonaler Ebene könnte seiner Ansicht nach durchaus auch Integrationspotenzial haben. Für den Direktor des Instituts für Religionsrecht an der Universität Freiburg ist aber auch offen, ob der heute anerkannte gesellschaftliche Nutzen der Kirchen von einer noch stärker säkularisierten Generation Stimmberechtigten und Politikern in 20 Jahren noch mitgetragen wird. (ms)