Basel diskutiert über christliche Symbole in Abdankungshallen

Was Luzern bereits gelöst hat, ist in Basel aktuell: Die Frage von christlichen Symbolen in Kapellen und Hallen der Friedhöfe. Denn Sanierung und Umbau des Friedhofs Hörnli stehen an. In Zürich hat sich das Problem bisher nicht gestellt.

In Basel-Stadt ist ein Disput um christliche Symbole entbrannt. Die Friedhofsverwaltung hat in der Basler-Zeitung signalisiert, dass sie das Thema konfessionsneutrale Abdankungshallen angehen will. Das rief die SVP auf den Plan. Sie forderte in einer Petition an Regierung und Parlament, dass die christlichen Symbole zu belassen seien. Anja Bandi ist Leiterin der Basler Friedhöfe. Sie ist «nicht unglücklich» über die Diskussion, die nun die Medien erreicht hat. Sie berichtigt gleich allfällige Missverständnisse: «Es geht nicht darum, dass wir alle Kreuze vom Friedhof verbannen möchten.»

Umbau geplant

Der Friedhof Hörnli, der grosse zentrale Friedhof von Basel, ist laut Bandi bereits 90 Jahre alt und hat Sanierungsbedarf. Ein Umbau sei geplant. Das sei der Moment, um herauszufinden, welchen Anforderungen der Friedhof heute und in Zukunft gerecht werden müsse. Eine Frage hat die oberste Basler Friedhof-Verantwortliche dabei vorgezogen: Die Frage der christlichen Symbole. Denn: «Wir hatten vermehrt Anfragen von Leuten, die Abdankungsfeiern organisieren, ob die christlichen Symbole überdeckt werden könnten.» Manchmal gehe es dabei auch darum, Wandgemälde mit belastenden christlichen Darstellungen abdecken zu können.

Runder Tisch der Religionen und Weltanschauungen

Deshalb hat Bandi im letzten Jahr einen erweiterten Runden Tisch der Religionen einberufen – in dem auch Menschen mit anderen Weltanschauungen vertreten waren, etwa Atheisten. Die Betreffenden wurden aufgefordert, die Wünsche ihrer Gemeinschaft bis Ende Jahr einzureichen. Nun soll der Findungsprozess weitergehen. Aktuell steht in jedem der drei baselstädtischen Friedhöfe eine Kapelle, auf dem Friedhof am Hörnli sogar deren fünf. In einer davon lässt sich das Kreuz auf Wunsch entfernen. Das mache das Friedhofsamt auf Wunsch im Voraus – oder auch spontan kurz vor der Abdankungsfeier, so Bandi. In den anderen beiden Kapellen ist die Einrichtung fix.

Luzern hat Abdeckungslösung

Luzern hat 2016 einen ähnlichen Streit erlebt – und mit einem Kompromiss gelöst. Anfang 2016 hatte das Luzerner Stadtparlament beschlossen, die Einsegnungs- und Abdankungshalle des Friedhofs Friedenthal von christlichen Symbolen zu befreien. Dies im Rahmen eines Umbaus und einer Renovation der Gebäude. Das rief Gegner auf den Plan. Ein CVP-nahes Komitee ergriff das Referendum, die SVP lancierte ein dringliches Postulat.

Daraufhin erklärte sich der Luzerner Stadtrat bereit: Die Symbole sollten mit Stoffbahnen abgedeckt werden können. Diese Lösung habe sich bewährt, erklärt Pascal Vincent, Leiter Friedhof der Stadt Luzern. Die Einsegnungshalle und Abdankungshalle sind im Friedhof Friedental umgebaut. Und die christlichen Symbole darin können mit Stoffbahnen abgedeckt werden. Dies machen entweder die Friedhofsverwaltung oder die Angehörigen des oder der Verstorbenen. «Es sind in der Tendenz eher Leute, die aus der Kirche ausgetreten sind, die sich an solchen Symbolen stören und eine Entfernung wünschen», sagt Vincent. Vereinzelt seien es auch Menschen anderer Glaubensrichtungen.

Die Kompromisslösung sieht der Luzerner Friedhofschef durchaus positiv. So lasse sich die Situation je nach Bedarf der Angehörigen gestalten. «Positiv ist auch: Durch die Stoffballen verbessert sich die Akustik im Raum», fügt Vincent an. In den Luzerner Aussenfriedhöfen stellte sich das Problem nicht. Da gibt es keine vergleichbaren Einsegnungs- und Abdankungshallen. Im Friedhof Staffel etwa gebe es einen Platz unter freiem Himmel, an dem Abdankungen stattfinden, so Vincent.

Spezialisierung der Friedhöfe in Zürich

«Bei uns sind christliche Symbole kein Thema», sagt Rolf Steinmann. Der Co-Leiter des Bestattungs- und Friedhofamts der Stadt Zürich ist seit zehn Jahren im Amt. Von einem Problem mit christlichen Symbolen ist ihm nie etwas zu Ohren gekommen. Das führt er einerseits auf die grosse Anzahl an Friedhöfen zurück – rund 19 städtische und fünf private auf dem gesamten Stadtgebiet. Und auf eine gewisse Spezialisierung einzelner Friedhöfe.

So gibt es vier jüdische Friedhöfe, die den Erfordernissen dieser Religionsgemeinschaft entsprechen. Der Friedhof in Zürich-Witikon wiederum ist unter anderem auch speziell auf Muslime ausgerichtet. Dort existiert ein separates Grabfeld für Muslime. «Die Muslime feiern meist direkt beim Grabfeld», so Steinmann. Und in der dortigen Friedhofskapelle gebe es keine christlichen Symbole.

Die Hindus wiederum führen ihre Zeremonien meist auf dem Friedhof Nordheim durch. In der dortigen Halle gibt es laut Steinmann keine christlichen Symbole. Die vorhandenen zwei Wandteppiche hätten bisher zu keinen Diskussionen geführt. «Wir haben bereits in der Vergangenheit dafür geschaut, dass die Friedhöfe möglichst konfessionsneutral ausgestattet sind, da sie eine hoheitliche Aufgabe der Stadt sind», sagt Steinmann. «Und wir haben bereits früh Möglichkeiten für die verschiedenen Religionsgemeinschaften geschaffen und diese dabei einbezogen», sagt Rolf Steinmann.