Bischof Joseph Maria Bonnemain: «Natur und Glaube ergänzen sich im Heilungsprozess»
Das Schweizer Fernsehen berichtete in seiner Sendung Puls über Lourdes und begleitete Schweizer Pilgerinnen und Pilger auf ihrer Reise und dem Wunsch nach Heilung. In der Reportage kommt auch der Churer Bischof Bonnemain auf dem Platz vor der Basilika Notre-Dame du Rosaire in Lourdes zu Wort.
Zum Touristenmekka, das sich rund um den Wallfahrtsort gebildet hat und das mit religiösen Andenken aller Art lockt, hat der Bischof eine klare Meinung:
«Es wäre schön, wenn wir das nicht nötig haben würden. Die Menschen haben aber auch materielle Bedürfnisse und den Wunsch, etwas nach Hause mitzunehmen oder an ihre Angehörigen zu verschenken. Das ist menschlich, aber begeistert mich nicht.
Nein, der Glaube ist kein Heilmittel, aber durch den Glauben haben wir einen anderen Zugang zu Krankheit und Heilung. In letzter Zeit hat die Theologie der Wunder eine Entwicklung durchgemacht. Ein sogenanntes Wunder ist nicht plötzlich ein Bruch in den normalen Vorgängen der Natur. Die Natur besitzt schon Kräfte und Möglichkeiten, alle Krankheiten zu heilen. Doch diese Mechanismen der menschlichen Natur sind ein bisschen in Vergessenheit geraten. Bei einer ausserordentlichen Heilung wirkt Gott unterstützend. So dass diese Person plötzlich die Mechanismen, die schon in ihrem oder seinem Körper vorhanden sind, wieder in Gang setzen kann.
Ich würde kranken Menschen nicht anraten, sich nur vom Glauben tragen zu lassen und keine Medikamente mehr zu sich zu nehmen. Die Natur und der Glaube, die Wissenschaft und das Gebet ergänzen sich und bilden eine menschliche Einheit.»
Die Sendung SRF Puls «Glaube als Medizin – Hilfe oder Hokuspokus?» ist auf SRF Play verfügbar. In der Reportage wird der Frage nachgegangen, was die Faszination für den Kraftort Lourdes ausmacht, zu dem es jährlich drei Millionen Menschen in der Hoffnung auf Heilung und Wunder zieht. (sas)