Coronavirus bedroht Armutsbetroffene

Caritas Schweiz bittet den Bundesrat, die Arztkosten für Corona-Behandlungen bei armutsbetroffenen Familien von der Franchise auszunehmen. Viele Familien befänden sich in akuter Notlage.

Alle Menschen sollten sich ohne finanzielle Sorgen in eine Behandlung begeben können. Die Kosten sollen in das vom Bundesrat erlassene Massnahmenpaket aufgenommen werden, wie Caritas am Donnerstag in einer Mitteilung verlangte. Gemäss Caritas befinden sich viele Familien wegen der Corona-Krise in einer akuten Notlage.

Hilfspaket auch für die Bedürftigsten

Bei Verdacht auf eine Erkrankung am neuen Corona-Virus könnten Arme sich die notwendigen Untersuchungen nicht leisten, da ihre Krankenkasse wegen der Franchise nicht dafür aufkomme. Bisher erhalten sie dafür keine Hilfe, wie es weiter heisst. Caritas begrüsse das rasche Handeln des Bundesrats, ein Massnahmenpaket in der Höhe von 40 Milliarden Franken zur Verfügung zu stellen. Wichtig sei jedoch, dass in finanziellen Schwierigkeiten auch an die verletzlichsten Menschen gedacht werde.

Rechnungen an den Bund

Caritas schlägt in der Mitteilung vor, dass für Familien mit tiefen Einkommen die Arzt- und Behandlungskosten für Corona-Fälle vollumfänglich von den Krankenkassen bezahlt und von der Franchise ausgenommen werden. Die Krankenkassen sollen diese Zusatzkosten dem Massnahmenpaket des Bundesrates in Rechnung stellen können, schreibt Caritas.

Prämienverbilligungen ermöglichen

Beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) hiess es auf Anfrage, der Bund sei sich bewusst, dass der Zugang zur Gesundheitsversorgung in Zeiten von Gesundheitskrisen absolute Priorität habe. Es gebe bereits Möglichkeiten, die Kosten für die Gesundheitsversorgung zu senken, beispielsweise individuelle Prämienreduzierungen, die die Krankenkassenprämien für Haushalte mit niedrigem Einkommen senken. Auch für die Krankenkassenverbände bestehen bereits genügend Möglichkeiten, Armutsbetroffenen zu helfen. Dank der sozialen Krankenversicherung sei grundsätzlich sichergestellt, dass alle Menschen medizinisch behandelt werden, die dies benötigen, schreibt der Krankenkassenverband Santésuisse auf Anfrage.

Bewährte Gesetze

Die öffentliche Hand sei gefordert, Menschen rasch zu unterstützen, die aufgrund der aktuellen Krise in Not geraten, das gelte für die Kosten aller Behandlungen. Der Krankenkassenverband Curafutura schreibt auf Anfrage, die geltende Gesetzgebung habe sich bewährt. (sda)

 

Berner Kirche verstärkt Hilfe für Arme

Auf Menschen in Armut wirkt sich die Corona-Krise besonders heftig aus. Die Katholische Kirche Region Bern setzt für diese ab sofort zusätzlich eine Million Franken für Hilfe ein.

Das Geld soll den Zugang zu Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs sicherstellen, schreibt die Katholische Kirche Region Bern in einer Mitteilung von Freitag. Ausserdem sollen mit den zusätzlichen Mitteln bestehende professionelle soziale Organisationen in der Krisenarbeit gestärkt werden. Für Wohnungs- und Obdachlose sollen weitere Infrastrukturen erschlossen werden. Ziel sei auch eine «unkomplizierte Hilfe zur Lösung akuter Probleme», die im Zusammenhang mit der Corona-Krise stehen.

Geschlossene kirchliche Einrichtungen

Die Krise habe die Lebensbedingungen vieler Menschen mit geringem Verdienst und ausserhalb der gesetzlichen Sozialhilfe auf dramatische Weise verschlechtert. Viele Anlaufstellen, Hilfsangebote und Verpflegungsmöglichkeiten in der Region Bern seien wegen der Pandemie geschlossen. Dazu gehörten auch Institutionen wie «Tischlein deck dich» oder der Ökumenische Mittagstisch sowie das Offene Haus «La Prairie» in der Dreifaltigkeitspfarrei. Die drei Einrichtungen werden von der katholischen Kirche mitgetragen.

Ohne Bezugspunkte

In der gegenwärtigen ausserordentlichen Situation sei den bedürftigen Menschen die ohnehin schwache Struktur ihres Lebens weggebrochen, schreibt Alexander Stüssi, Leiter der Verwaltung der Gesamtkirchgemeinde, in der Mitteilung. Die sofort anlaufenden Massnahmen umfassten eine direkte Hilfe. Dazu gehörten die Finanzierung von Gutscheinen und Sachhilfe und die Unterstützung von Nothilfe durch Partnerorganisationen.

Budget an Situation angepasst

Im Budget der Katholischen Bern Kirche Region bildeten schon bisher die Sozialausgaben den grössten Posten. Rund sieben Millionen Franken würden in der Gesamtkirchgemeinde jährlich im diakonischen Bereich eingesetzt. Für die Hilfe in der Corona-Hilfe werde nun eine weitere Million Franken eingesetzt. (gs)