Ein Drittel Frauen in der Leitung der katholischen Kirche Deutschlands

Die katholischen Bischöfe in Deutschland sehen sich bei der Förderung von Frauen in kirchlichen Führungspositionen auf einem guten Weg. Insgesamt sind fast ein Drittel Frauen auf der mittleren und oberen Leitungsebene der 27 Bistümer tätig.

Steigerungsquote erreicht

Die Bischöfe hatten 2018 gefordert, dass der Anteil von Frauen in Leitungspositionen der kirchlichen Verwaltungen innerhalb der nächsten fünf Jahre auf «ein Drittel und mehr» gesteigert werden sollte. Die Weiheämter der Diakone, Priester und Bischöfe sind dabei allerdings weiter den Männern vorbehalten.

Eine am Freitag in Bonn veröffentlichte Studie der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge ergibt, dass der Frauenanteil auf der mittleren Leitungsebene der 27 Bistümer im Jahr 2023 mit 34,5 Prozent der gewünschten Quote entspreche. Von 551 dazu gehörenden Personen waren 190 Frauen.

Zur oberen Leitungsebene zählt die Studie 214 Personen, darunter 59 Frauen. Hier konnte der Frauenanteil den Ergebnissen zufolge von 19 Prozent 2018 auf 28 Prozent im Jahr 2023 gesteigert werden. 25 von 27 Diözesen haben laut Untersuchung nun Frauen auf der oberen Leitungsebene. In zehn von 27 Diözesen leiten drei und mehr Frauen.

Vor allem Theologinnen und Religionspädagoginnen

Mit Blick auf die Qualifikationen zeigt die Studie, dass Theologinnen und Religionspädagoginnen die grösste Gruppe unter den Leitungsfrauen sind – nämlich 33 Prozent auf der oberen und 24 Prozent auf der mittleren Leitungsebene. 20 Prozent der Frauen auf der oberen Leitungsebene und 11 Prozent auf der mittleren Leitungsebene sind Juristinnen oder Kirchenrechtlerinnen. 13 Prozent der Frauen auf der oberen und 27 Prozent auf der mittleren Leitungsebene haben eine betriebswirtschaftliche oder ähnliche Ausbildung.

Die Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz begrüsste die Ergebnisse der Studie. Die Vorgabe von «ein Drittel und mehr Frauen in Führungspositionen» habe einen Kulturwandel in den kirchlichen Generalvikariaten und Ordinariaten angestossen. Er müsse jedoch weitergehen – sowohl in den kirchlichen Verwaltungen wie in anderen Bereichen kirchlicher Leitungsaufgaben.

Bischof Kohlgraf verweist auf neue Leitungsmodelle

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, Vorsitzender der Unterkommission «Frauen in Kirche und Gesellschaft» der Bischofskonferenz, verwies darauf, dass mittlerweile elf Bistümer neue Leitungsmodelle mit und neben dem Generalvikar eingeführt hätten. «Damit können Frauen wie der Generalvikar als Stellvertreterin des Diözesanbischofs sichtbar und tätig werden. Diese Entwicklungen sind wichtige Schritte in Richtung mehr Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche.» Kohlgraf betonte zugleich, dass es noch Luft nach oben gebe: «Die Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen in allen Bereichen der katholischen Kirche muss weitergehen.»

Als «Leitungsposition» werden in der Studie Positionen mit inhaltlicher, personeller und finanzieller Verantwortung verstanden.

Die obere Leitungsebene entspricht der Ebene unmittelbar «unterhalb» des Ortsbischofs und seines Stellvertreters. Das sind etwa Positionen wie Finanzdirektor/in, Personaldezernent/in oder Seelsorgeamtsleiter/in. Die mittlere Leitungsebene entspricht der Ebene unterhalb der oberen Leitungsebene.

Zahlen für evangelische Kirchen

Unterdessen betonte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, sie sehe Nachholbedarf bei der Gleichberechtigung von Frauen in ihrer Kirche. Der Anstieg des Frauenanteils in der mittleren hauptamtlichen Leitungsebene von 21 auf 31 Prozent über alle 20 evangelischen Landeskirchen seit 2015 sei nicht zufriedenstellend, erklärte sie in Hannover. Es zeige sich einmal mehr, «dass Fragen von Gleichstellung und Vielfalt stärker in den Fokus rücken müssen».

Fehrs äusserte sich anlässlich der zweiten Auflage des Gleichstellungsatlas der EKD. Projektleiterin Kathrin Wahnschaffe-Waldhoff teilte mit, beim Modell des geteilten Leitungsamts liege der Frauenanteil bei 48 Prozent. Es sei allerdings wenig verbreitet. Im Ehrenamt zeigt sich den Angaben zufolge, dass weniger Frauen mitwirken, je höher die Hierarchieebene geht.

Lediglich die Synoden als kirchliche Gremien seien hiervon ausgenommen. Im Pfarrberuf gleicht sich das Geschlechterverhältnis zunehmend an. Der Frauenanteil unter Vikaren liege bei 52 Prozent, unter Theologiestudierenden bei 61 Prozent. (kna)