Frauenpriestertum ist eine Frage der Gerechtigkeit

An einem Symposium in München sprach sich der Luzerner Kirchenrechtler Adrian Loretan dezidiert gegen den Ausschluss von Frauen aus den kirchlichen Ämtern aus. Auch der Bischof von Osnabrück hielt fest, die Kirche komme um die Frauenfrage nicht mehr herum.

Der Ausschluss von Frauen aus allen höheren Ämtern in der katholischen Kirche sei eine "Diskriminierung, die dem Willen Gottes widerspricht". Sie zu beseitigen, sei nicht nur als "Notlösung" wegen des Priestermangels geboten, sondern eine Frage der Gerechtigkeit.

Das sagte Adrian Loretan, Professor für Kirchenrecht und Staatskirchenrecht an der Universität Luzern, bei einem Symposium vor 140 Seelsorgerinnen und Seelsorgern aus verschiedenen Ländern am Donnerstag in München.

Menschenrechte in der Kirche durchsetzen

Loretan erinnerte daran, dass Papst Paul VI. die Durchsetzung von Menschenrechten in der Kirche als Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) verstanden habe. Katholische Theologen und Kirchenjuristen seien es zudem gewesen, die mit ihrem Denken erst die Grundlagen für Völkerrecht, Rechtsstaatsdenken und Menschenrechte geschaffen hätten. Daran gelte es sich nun wieder zu erinnern.

Zukunftsweisender Beschluss der deutschen Bischöfe

Als zukunftsweisend würdigte Loretan den jüngsten Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz, jede dritte Leitungsfunktion in den Bistümern künftig mit Frauen zu besetzen. Dieser Schritt, den man den Deutschen gar nicht zugetraut habe, sei im Ausland sehr wahrgenommen worden und werde auch in der Debatte um Weiheämter noch seine Wirkung entfalten.

Das Symposium, welches eigentlich den Titel "Die sakramentale Grundstruktur der Kirche und ihrer Dienste und Ämter" trug, fand vom 3. bis 5 April in München statt. Organisiert wurde es von der Katholisch-Theologischen Fakultät Fulda und dem Internationalen Diakonatszentrum Osnabrück.

Zeit "fauler Kompromisse" ist vorbei

Das Symposium wurde jedoch weitgehend von der Frauenfrage dominiert. Dabei sei das gar nicht so geplant gewesen, versicherte der Fuldaer Pastoraltheologe Richard Hartmann. Auch waren unter den zuhörenden Seelsorgern nur wenige Frauen vertreten.

Dennoch hielt Hartmann die entstandene Dynamik für bezeichnend. Die Zeit "fauler Kompromisse" sei vorbei, deutete er die Stimmung unter den Teilnehmern. Vielleicht "musste erst eine Generation kommen, die nicht wusste, dass es unmöglich ist", zitierte er ein Bonmot von Ralf Dahrendorf, das dieser zum Fall des Eisernen Vorhangs prägte.

Nun könnte man durchaus fragen, was es da noch zu diskutieren gibt. 1994 hat Papst Johannes Paul II. die Priesterweihe von Frauen in einem lehramtlichen Schreiben definitiv ausgeschlossen. Diese Position wurde bisher in die Gegenwart von allen seinen Nachfolgern bekräftigt.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, der die ganze Tagung mit absolvierte, versprach, zumindest das Thema Frauendiakonat auf den von den deutschen Bischöfen beschlossenen "synodalen Weg" mitzunehmen. "Wir kommen an der Frauenfrage nicht vorbei", sagte er. Er habe den Eindruck, dass Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Bischofskonferenz "und der grössere Teil der Bischöfe" das wirklich wolle.

Kirchliches Lehramt ohne Fürsprecher

Bode räumte die Gefahr einer Spaltung ein. Dies gelte jedoch nicht nur für die Bischöfe, was an sich schon schlimm sei, sondern auch für das "Volk Gottes, wenn nichts geschieht". Mit Blick auf seine voraussichtlich noch sieben Jahre währende Amtszeit als Bischof habe er eine Weile geglaubt, um das Thema herumzukommen. Nach dem Missbrauchsskandal gehe das aber nicht mehr. Durch diesen sei jegliche "Männerklüngelei" in der Kirche so sehr desavouiert worden, dass die Menschen spürten, Frauen und Männer müssten in der Kirche enger zusammenwirken.

Für die lehramtliche Position fand sich während der Münchner Tagung kein öffentlicher Fürsprecher. Alle Vorträge sollen bis Herbst in einem Band der renommierten Reihe "Quaestiones disputatae" im Herder Verlag publiziert werden. (kna/sys)