"Ich bin besorgt"

In Sachen Frauen bewegt sich in der Kirche nichts, erklärte der Präsident der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ), Luc Humbel, an der Plenarsitzung des Gremiums am Wochenende in Zürich. Er hofft, dass die Bischöfe einen Pfad vorgeben, wie die Sache bewegt werden könne. Humbel bedauert, dass die Amtskirche bisher nicht auf den Austritt von sechs prominenten Katholikinnen reagiert hat.

Humbel bedauerte gemäss Redetext, dass kürzlich sechs prominente Katholikinnen aus der Kirche ausgetreten sind. Diese würden anerkennen, dass Papst Franziskus gegenüber Geschiedenen oder Homosexuellen mildere Töne hab verlauten lassen, doch in der Frauenfrage habe es keinen Millimeter Bewegung gegeben, wie die Frauen beklagten.

Letzter Auslöser für den Austritts-Entscheid der Frauen sei gewesen, dass Papst Franziskus jegliche Abtreibung mit einem bestellten Auftragsmord verglichen habe.

"Undifferenzierte Äusserung des Papstes"

Es würde aber zu kurz greifen, diese Austritte einzig auf die "aus meiner Sicht undifferenzierte und dadurch unhaltbare Äusserung des Papstes" zu reduzieren, so Humbel. Papst Franziskus habe im Jahr der Barmherzigkeit sehr differenziert zur Abtreibungsfrage Stellung genommen hat und einer echten Vergebung das Wort geredet. Damals habe er sich auch explizit zum Dilemma bei Frauen, "welche selbst Opfer geworden sind", geäussert.

Die Schweizer Amtskirche habe auf diese Rücktritte überhaupt nicht reagiert, erklärte Humbel. Auch die Medienmitteilung nach der Vollversammlung der Bischofskonferenz von Ende November verliere "kein Wort" dazu.

Ungenügende Antwort

Vertreter der Bischofskonferenz wollten sich zwar mit den sechs Frauen treffen. Ein solches Treffen alleine gebe jedoch keine Antworten "an alle Frauen und Männer in unserer Kirche, welche dieselbe Not in Bezug auf den Umgang der Amtskirche mit der Rolle und Stellung der Frau kennen und damit hadern". Es brauche verbindliche Aussagen.

Bischöfe sollen den Pfad finden

Humbel ruft die Bischöfe dazu auf, als Pfadfinder zu agieren und "auch im unsicheren Gelände nach sicheren Wegen" zu suchen und die Mitglieder der Kirche auf diesen Wegen zu begleiten. "Beim Umgang mit Missbrauchsfällen haben wir gelernt, dass Wegschauen verantwortungslos ist und uns wieder einholt", erklärte Humbel in der Plenarversammlung der RKZ.

Das Geld fehlt an anderen Orten

Humbel äusserte sich gemäss dem Redetext besorgt über das Ausmass der Missbräuche, welche von Priestern, Ordensleuten und kirchlichen Institutionen in den vergangenen Jahrzehnten begangen worden seien. Es sei notwendig, die massiven Verfehlungen zu benennen und alles zu tun, um Versöhnung zu ermöglichen.

Mit Sorge erfülle ihn jedoch auch, "dass es noch mehr Geld für die Genugtuungsleistungen braucht, weil die Anzahl der verjährten, von den Opfern bisher nicht thematisierten Missbräuche weit höher ist als vermutet". Dieses Geld stehe den Opfern zu; es werde aber auch fehlen, um anderweitig für die Menschen Unterstützung leisten zu können.

Eine ganzheitliche und rechtsgleiche Lösung bei der Bewältigung der Glaubwürdigkeitskrise werde jedoch durch Singularinteressen infrage gestellt. Humbel sprach damit die Westschweizer Kommission für «Anhörung, Vermittlung, Schlichtung und Wiedergutmachung» (Cecar) an. (gs)

Namhafte Persönlichkeiten solidarisieren sich