Jugendverbände kritisieren: «Wir fühlen uns nicht gehört»

Am 30. Mai findet in Einsiedeln die nationale synodale Versammlung statt. Die Bischöfe haben die Jugendverbände bislang nicht eingeladen. Die Allianz Gleichwürdig Katholisch findet: Die Jugendverbände sollten trotzdem nach Einsiedeln reisen. Abt Urban Federer als Hausherr werde sie schon nicht rausschmeissen.

«Wir haben uns mehrmals an die Bischofskonferenz gewandt und gesagt, dass wir die nationale synodale Versammlung aktiv mitgestalten wollen», sagt Moritz Bauer. Er ist Bundespräses von Jungwacht Blauring. Niemand könne verstehen, warum die Bischöfe einen Prozess zur Zukunft der Kirche ohne Vertreterinnen und Vertreter der Jugendarbeit planten. «Wir fühlen uns nicht gehört», sagt der Theologe.

Rückenwind von der «Allianz Gleichwürdig Katholisch»

Auch Michael Weber vom Verband Katholischer Pfadi kritisiert die Einladungspolitik von Jugendbischof Alain de Raemy. Dieser habe zwei Jugendliche handverlesen eingeladen. «Das ist Okay. Aber die Menschen, die einen Gesamtüberblick über die Jugendarbeit in der Deutschschweiz haben und seit Jahren mit den Bistümern an strategischen Prozessen arbeiten, sollten auch dabei sein», sagt Michael Weber. Rückenwind erhalten die Jugendverbände von der «Allianz Gleichwürdig Katholisch». Die Reformgruppe kam am Montagabend in Olten zusammen, um nächste Schritte zu planen. «Wenn wir den Klerikalismus überwinden wollen, kann es nicht sein, dass nur Kleriker entscheiden, wer zur nationalen synodalen Versammlung darf», kritisiert Christine Unterberger von der Fachstelle Jugendarbeit im Aargau.

«Massives Glaubwürdigkeitsproblem»

Bislang hat die Bischofskonferenz noch nicht bekannt gegeben, wer alles zur nationalen synodalen Versammlung nach Einsiedeln eingeladen ist. Einzelne Vertreterinnen und Vertreter sagten, sie hätten eine Einladung erhalten. Etwa Isabelle Vernet vom Westschweizer «Réseau des femmes en Église», Iva Boutellier vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund oder Helena Jepessen vom Hilfswerk Fastenaktion. «Wenn die Jugendvertreter nicht dabei sind, dann hat der synodale Prozess ein massives Glaubwürdigkeitsproblem», sagt der Kapuziner Willi Anderau. «Wir sollten uns selber ermächtigen und nicht erst darauf warten, bis ein Bischof uns einlädt.»

«Coraggio, coraggio, avanti, avanti»

Am Ende des Abends steht fest: Die Jugendverbände werden am 30. Mai nach Einsiedeln fahren und versuchen, Einlass zu erhalten. Die Vertreterinnen und Vertreter der Allianz Gleichwürdig Katholisch können sich nicht vorstellen, dass Abt Urban Federer als Hausherr des Klosters Einsiedeln die Jugendvertreter rausschmeisst.  «Coraggio, coraggio, avanti, avanti»: Der Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils wollen die Vertreterinnen und Vertreter der Jugendverbände sich nun ganz konkret zu eigen machen. Und auch dann nach Einsiedeln fahren, wenn sie nicht eingeladen werden.

Einen Bericht über Daniel Koschs Impuls zum synodalen Prozess lesen Sie am Mittwoch auf kath.ch.