Katholische Kirche hat bei den Jungen in Luzern ein gutes Image

Die Publikation der Missbrauchsstudie vergangenes Jahr hat die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttert. Grosse Verunsicherung und Wut machten sich breit. Auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtluzerner Kirchgemeinde.

«Die Vermutung drängte sich deshalb auf, dass das Image der katholischen Kirche auch in Luzern arg gelitten hat», wie Ingrid Schmid, Kommunikationsverantwortliche der Katholischen Kirche Stadt Luzern erklärt. «Doch was meinen die jungen Mitglieder? Wie schätzen sie die Katholische Kirche Stadt Luzern ein und wie sieht für sie eine ideale Kirche aus? Woran muss die Katholische Kirche Stadt Luzern arbeiten, um zukunftsfähig zu sein? Welche Themen stehen für diese Zielgruppe im Mittelpunkt?»

Umfrage in Auftrag gegeben

Zu diesen und anderen Fragen wollte die Katholische Kirche Stadt Luzern Klarheit schaffen. Dazu hat sie beim Luzerner Markt- und Meinungsforschungsinstitut TransferPlus eine Studie in Auftrag gegeben. Über die Ergebnisse berichtet sie in einer Medienmitteilung.

Zwischen Ende Mai und Anfang Juli 2024 erhielten sämtliche Mitglieder im Alter von 18 bis 39 Jahren eine Einladung für eine Online-Befragung. Diese Alterskategorie deckt die Attribute «steuerpflichtig» sowie «zur Generation Y und Z zugehörig» ab. Dank des guten und breiten Rücklaufs sind die Resultate repräsentativ. Besonders erfreulich ist, dass die Befragung auch viele junge Mitglieder erreicht hat, die keinen regelmässigen Kontakt zur Katholischen Kirche Stadt Luzern haben.

Gutes Image

«Wie die Ergebnisse der Umfrage ergeben haben, bescheinigen 75 Prozent der jungen Mitglieder bescheinigen der Katholischen Kirche Stadt Luzern grundsätzlich ein gutes Image. Gar 84 Prozent äussern Sympathie», freut sich Ingrid Schmid. Die Antwortverteilung auf die Frage «Hat KathLuzern ein gutes Image?» zeige, dass das Image zwar positiv ist, aber besser ausgeprägt sein könnte.

Vertrauenswürdigkeit, Authentizität, Offenheit, Freundschaftlichkeit, Vielfältigkeit und Bodenständigkeit sind Imagetreiber und offenbar zentrale Stärken der Katholischen Kirche Stadt Luzern. Dagegen sind die Eigenschaften «fortschrittlich», «mutig» und «im Alltag präsent» ungenügend erfüllt.

Rund die Hälfte liest Pfarreiblatt regelmässig

Mitglieder, welche das Pfarreiblatt mindestens ab und zu lesen, haben ein signifikant besseres Bild von der Katholischen Kirche Stadt Luzern als solche, die es nicht lesen. Rund die Hälfte der Befragten lesen es regelmässig, 17 Prozent lesen es gelegentlich.

Ein entscheidender Einfluss für die Wahrnehmung des guten Images ist das Differenzierungsvermögen: 57 Prozent erkennen einen Unterschied zwischen der Katholischen Kirche Stadt Luzern und der Weltkirche. Persönliche Erfahrungen fördern diese differenzierte Wahrnehmung.

Hoher Reformbedarf

«Gleichzeitig sieht ein hoher Anteil jedoch Reformbedarf (69 Prozent)», so Schmid. Interessant sei, dass auch ein grosser Anteil der Befragten, die der Katholischen Kirche Stadt Luzern ein gutes Image bescheinigen, Reformbedarf sehen und somit Veränderungen als notwendig erachten würden.

Unterm Strich vertraut mehr als zwei Drittel der jungen Erwachsenen der Katholischen Kirche Stadt Luzern – jedoch ist dieses Vertrauen nicht besonders stark ausgeprägt. Das Vertrauen in die Katholische Kirche Stadt Luzern nimmt mit steigendem Alter der jungen Erwachsenen zu.  

Inputs der jungen Erwachsenen

«Die jungen Erwachsenen lieferten im Rahmen der Umfrage zahlreiche konkrete Inputs, wie die Katholische Kirche Stadt Luzern einer idealen Kirche näherkommen kann. Diese Wünsche widerspiegeln sich in den Antworten zu den abgefragten Image-Eigenschaften», führt Ingrid Schmid aus. Gemäss der jungen Erwachsenen sollten bestimmte Eigenschaften aber stärker ausgeprägt sein, um ihre Bedürfnisse und Erwartungen besser zu erfüllen.

Als besonders wichtig wurde die Offenheit gegenüber allen Menschen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung oder sozialem Status hervorgehoben. Bezüglich Fortschrittlichkeit wünschen sich die Befragten, dass die Katholische Kirche Stadt Luzern Themen wie Gleichberechtigung, Digitalisierung und Umweltschutz aktiv aufgreift respektive fördert.

Glaube und Spiritualität weniger gewünscht

Ausserdem nennen sie Themen, zu welchen sie gerne inspiriert würden. Genannt wurden etwa Selbstfürsorge, Work-Life-Balance oder persönliche Entwicklung. Deutlich weniger stark wurden die kirchlichen Kernthemen wie «Glaube» oder «Spiritualität» gewünscht.

Die Befragten zeigen ferner ein starkes Interesse an einer modernen und kritischen Betrachtung der Kirche. Die Katholische Kirche Stadt Luzern sollte nach ihnen offene Diskussionen über kontroverse Themen ermöglichen. Ferner sollte sie sich transparent zu aktuellen kirchlichen Debatten positionieren. Sowie Möglichkeiten bieten, damit junge Menschen aktiv an der Gestaltung einer modernen Kirche teilnehmen können.

«Dank euren wertvollen Inputs können wir uns als offene und engagierte Kirche in Luzern mutig weiterentwickeln – gemeinsam mit euch und für die Menschen unserer Stadt», bedankt sich die Luzerner Kirchenratspräsidentin Susanna Bertschmann bei den jungen Erwachsenen für die Zeit, die sie sich genommen haben.

Fazit der Kirche in Luzern

Welches Fazit zieht die Katholische Kirche Stadt Luzern zu der Studie? Ihr Image ist bei den jungen Mitgliedern besser als angenommen. Das stimmt sie zuversichtlich. Gleichzeitig nimmt man die Empfehlung «ausbaufähiges Image» selbstkritisch ernst. Die jungen Mitglieder wünschen sich eine Kirche, die offen, fortschrittlich, vielfältig, mutig und vertrauenswürdig ist. Der Katholischen Kirche Stadt Luzern bescheinigen sie hierzu eine solide Basis, die gleichzeitig Ausbaupotential hat.

«Es ist schön zu hören, dass die Katholische Kirche Stadt Luzern als offen und vielfältig wahrgenommen wird. Diese Werte leben wir in unserer täglichen Arbeit. In den Herausforderungen sehe ich eine enorme Chance, unsere Arbeit neu zu denken und an die Bedürfnisse der jungen Gesellschaft auszurichten», sagt Anja Willms, Quartierarbeiterin der Pfarrei St. Johannes. (woz)