Katholische Kirche lehnt Eintritt für Notre-Dame ab
Der Besuch der Kathedrale Notre-Dame in Paris soll kostenlos bleiben. Dafür hat sich die katholische Kirche am Donnerstag ausgesprochen. Anlass war ein Interview mit Kulturministerin Rachida Dati, in dem sie gefordert hatte, ein Eintrittsgeld in Höhe von fünf Euro für jeden touristischen Besuch zu erheben.
Jeden Menschen annehmen
Der freie Zugang zu Kathedralen und Kirchen fusse zum einen auf einem Gesetz aus dem Jahr 1905, das die Trennung von Staat und Kirche vorsehe, heisst es in einer Mitteilung des Erzbistums Paris. Zum anderen sei es der Auftrag der Kirche, jeden Menschen unabhängig von Herkunft, Religion, Weltanschauung und finanzieller Mittel anzunehmen.
Auch habe Notre-Dame nie zwischen Pilgern und anderen Besuchern unterschieden. Während der Gottesdienste würden die Besuche fortgesetzt. Eine Trennung sei aufgrund der Räumlichkeiten schwierig umzusetzen. Ohnehin wolle man die vielen Gäste nicht daran hindern, «ihre unerschütterliche Verbundenheit mit Notre-Dame zu demonstrieren».
Eintrittsgeld könnte Millionen einbringen
Ministerin Dati hatte zuvor der Zeitung «Le Figaro» vorgerechnet: «Mit nur fünf Euro je Besucher würde man 75 Millionen Euro pro Jahr bekommen.» Diesen Vorschlag habe sie dem Erzbischof von Paris, Laurent Ulrich, unterbreitet.
Notre-Dame habe die Aufmerksamkeit für das religiöse Erbe geweckt, das allen Franzosen gehöre, unabhängig von ihrem Glauben, so die Ministerin. Das Geld sollte zum Schutz dieses Erbes in ganz Frankreich genutzt werden. «Somit würde Notre-Dame de Paris alle Kirchen in Paris und Frankreich retten.» Das wäre «ein grossartiges Symbol»
Dati sprach sich zudem dafür aus, die Eintrittspreise etwa beim Louvre-Museum für Touristen aus Nicht-EU-Ländern zu erhöhen. «Es ist nicht die Absicht der Franzosen, alles selbst zu bezahlen», sagte sie. Eine entsprechende Regelung solle Anfang 2026 in Kraft treten.
Wiedereröffnung von Notre-Dame Anfang Dezember
Notre-Dame soll nach rund fünfeinhalb Jahren Wiederaufbau am 8. Dezember wiedereröffnet werden. Die weltberühmte Kirche war bei einem Brand im April 2019 stark beschädigt worden.
Im September wurde ein Online-Reservierungssystem für die Eröffnungsfeier angekündigt. Details sollen Mitte November bekanntgegeben werden. Das Buchungssystem selbst wird voraussichtlich erst wenige Tage Wiedereröffnung freigeschaltet.
Vor 2019 besuchten jährlich 12 bis 14 Millionen Menschen das Gotteshaus. Zum Vergleich: Den Eiffelturm besuchten 2023 gut 6,3 Millionen Menschen.
In Fraumünster deutlich weniger Besucher seit Eintritt
Das Zürcher Fraumünster verlangt seit November 2017 fünf Franken Eintritt etwa für die Besichtigung der Chagall-Fenster. Seither kommen deutlich weniger Touristen.
Bis zu 2000 Besucher pro Tag – vor allem Touristen – zählte das Zürcher Fraumünster früher. Sie alle wollten die berühmten Chagall-Fenster besichtigen und auch den Chor oder die Krypta. «Die Besucherzahl hat sich mittlerweile halbiert», sagt Kirchenpfleger Hans-Hinrich Dölle. (kna/woz)