Marienheim St. Ursula: «Der Vertrag wurde schon unterzeichnet»
Eigentlich war alles längst klar. Die Ursulinen des Klosters St. Ursula wickelten als Eigentümerinnen den Verkauf ihres Gästehauses in der Briger Altstadt mit dem Kanton Wallis ab. Dieser bot den Schwestern für das ehemalige Marienheim sechs Millionen Franken – mit dem Zweck, es zu einer Asylunterkunft umzufunktionieren. Seine Absichten kommunizierte der Kanton Ende Dezember öffentlich.
Das stiess auf Kritik seitens Politik. Ebenso waren nicht alle aus der Bevölkerung begeistert. Flüchtlinge mitten in der Altstadt? Dieser Gedanke stiess an die Grenzen der christlichen Nächstenliebe im katholischen Wallis. Lieber solle deshalb die Stadt Brig-Glis das Gästehaus des Klosters kaufen.
Undurchsichtige Motive
Bis anhin zeigte diese aber keinerlei Erwerbsabsichten – obwohl die Ursulinen die Stadt Brig-Glus bereits vor knapp zwei Jahren als Erstes angefragt hatte.
Dann plötzlich der Umschwung: Aus offiziellen Gründen der Rechtssicherheit war die Stadt auf einmal doch interessiert. Falls der Kanton den Kauf noch ablehne, brauche es einen Plan B.
Volk wählt Stadt als Käuferin
Die inoffizielle Angst ist jedoch die, das Zepter aus der Hand zu geben und nicht mehr über den Verwendungszweck mitbestimmen zu können. Deshalb soll die Stadt die Federführung haben und die historische Immobilie an den Kanton vermieten.
Also berief der Stadtrat flugs eine ausserordentliche Urversammlung ein, die am 8. März stattfand – fast 800 Menschen folgten der Einladung. Das Ergebnis war ein deutliches Ja von knapp 75 Prozent der Stimmen.
Stressfreie Schwestern
Gerade noch rechtzeitig bevor das Walliser Parlament in der März-Session das Anliegen behandelt. Ob dieser Entscheid jedoch noch gross Gewicht hat, wird sich morgen herausstellen, wenn der Grosse Rat in letzter Instanz über den Kauf befindet.
Den Ursulinen ist das Hin und Her derweil einerlei. Hauptsache, ihr Anliegen, dass die Umnutzung einen sozialen Zweck erfüllt, ist garantiert. «Dass sich die Stadt nun doch noch um den Kauf bemüht, tangiert uns nicht», sagt Schwester Judith klar.
Alles schon unter Dach und Fach?
Die Ursulinen hätten ihre Abmachung schon mit dem Kanton gemacht, bevor sich die Stadt überhaupt dafür interessierte. «Vor zwei Jahren haben wir den Kauf der Stadt Brig-Glis angeboten und da hatten sie kein Interesse. Deshalb haben wir uns an den Kanton gewandt und mit diesem den Kauf abgewickelt. Der Vertrag wurde also schon unterzeichnet, bevor sich die Stadt überhaupt entschieden hat», so Schwester Judith.
Nun liegt der Ball wieder beim Kanton. Heute sprach sich das Parlament mit 86 zu 42 Stimmen ohne Enthaltung gegen eine Rückweisung des Verpflichtungskredits über den Kauf des Gästehauses St. Ursula an die Regierung aus.
Einzig die bürgerlichen Oberwalliser Fraktionen stimmten geschlossen für die Zurückweisung des Geschäfts. Alle anderen Fraktionen stellten sich hinter die Regierung. Somit ist der Kauf des Gästehauses St. Ursula in Brig-Glis durch den Kanton zwar wahrscheinlich, jedoch noch nicht ganz endgültig. Nach der Lesung am Mittwoch wird es Klarheit geben. (kath.ch)