Missbrauchsprävention: Betroffenenorganisationen zufrieden mit Massnahmen der Kirche
Die katholische Kirche hat am Mittwoch über den neusten Stand der Massnahmen gegen Missbrauch und Vertuschung sowie zur Unterstützung von Opfern informiert. Betroffenenorganisationen zeigen sich «sehr zufrieden». Die getroffenen Massnahmen seien ein «solides Fundament», das nun rasch umgesetzt werden müsse.
Man sei «sehr zufrieden und schätze die umsichtige Arbeit», teilen die Betroffenenorganisationen die IG-M!kU aus der Deutschschweiz, die Groupe Sapec aus der Westschweiz und die Gava aus dem Tessin mit. Zwar habe es lange gedauert, doch das Resultat sei «von sehr gutem Standard und wegweisend».
Respekt zeigen drei Organisationen für die «beachtliche» Arbeit im Bereich Auswahl und Ausbildung von Kandidaten für das Priesteramt und pastorale Aufgaben. Dies hätten sie, insbesondere die Groupe Sapec, schon lange gefordert, heisst es in der Mitteilung.
Am Mittwoch haben die Schweizer Bischofskonferenz, die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) und die Konferenz der Vereinigungen der Orden (Kovos) angekündigt, dass ab Mitte Jahr flächendeckend ein psychologisches Assessment für Priesteramtskandidaten und angehende Seelsorgende eingeführt werde. Zudem soll ein Leitfaden neu Standards zur Führung und Archivierung von Personaldossiers sowie zur Weitergabe von Personalinformationen einführt werden.
Obligatorische Weiterbildung «wünschenswert»
«Wünschenswert» sei noch eine obligatorische Weiterbildung in der Prävention für alle, die bereits in der Pastoral arbeiten, wie es etwa das Tessin seit einigen Jahren für alle Priester und Seminaristen praktiziere, fügen die Betroffenen-Organisationen hinzu.
Mit diesen Grundlagen sind aus Sicht der Organisationen die Probleme allerdings noch nicht gelöst. «Es ist ein gutes, solides, theoretisches Fundament, das jetzt rasch nach praktischer Umsetzung verlangt.» Man hoffe, dass die Begleitpersonen auf den unabhängigen Opferberatungsstellen rasch das spezifische zu spirituellem und sexuellem Missbrauch im religiösen Umfeld vermittelt bekommen und zeitnah einsatzbereit seien.
Bessere Beratung von Opfern
Auch über Verbesserungen bei der Opferberatung ist man zufrieden: «Dank der Opferhilfestellen gibt es jetzt schweizweit und unabhängig Zugang zu juristischen Verfahren, Akteneinsicht, Überweisungen an Fachleute usw.» Seit Anfang Jahr beraten nämlich nicht mehr die kirchlichen Meldestellen Missbrauchsbetroffene, sondern zuständig sind nun unabhängige kantonal anerkannte Opferberatungsstellen.
Diese müssen jedoch von Fachpersonen unterstützt werden, die sich in kirchenrechtlichen Fragen auskennen und mit den Strukturen und Institutionen der Kirche vertraut sind.
Bischofskonferenz, RKZ und Kovos haben am Mittwoch auf die wichtige Rolle der Betroffenenorganisationen bei der Neuregelung der Beratung hingewiesen, da der Erstkontakt von Betroffenen vielfach über sie erfolge.
Neue Heimat für Opfer von spirituellem Missbrauch?
Die IG-M!kU, die Groupe Sapec und die Gava wünschen sich eine Vertiefung bei der Thematik des Missbrauchs in neuen religiösen Gemeinschaften. Ebenso bei der Frage, wie Betroffenen von spirituellem Missbrauch langfristig eine neue religiöse Heimat gegeben werden könne. Und bei der Kontrolle der Umsetzung von Massnahmen.