Polnischer Pfarrer Krzysztof Wojtkiewicz: «Ich glaube den Informationen über den Papst nicht»
Niente. Artur Czastkiewicz von der Schweizer Polenmission in Zürich lehnt es gegenüber kath.ch ab, sich zu den Vertuschungsvorwürfen zu äussern. «Als Offizial darf und möchte ich mich nicht dazu äussern und öffentlich Stellung beziehen. Aus diesem Grund ist ein Interview mit mir zu diesen Fragen nicht angebracht».
Kein Interesse an Stellungnahme
Gregor Syska, polnischer Pfarreibeauftragter in der Kirchgemeinde Balgach im St. Galler Rheintal, möchte sich ebenfalls nicht zum früheren Heiligen Vater aus seiner Heimat äussern. «Ich habe von der Sache schon gehört. Ich habe heute aber sehr viele Termine und habe eigentlich kein Interesse an einer Stellungnahme», erklärt der aus Südpolen, in der Nähe von Krakau stammende, Seelsorger.
Vorwürfe gegen Ex-Papst Johannes Paul II.
Ist das Angst? Oder Scheu, eine Legende zu beschmutzen? Bekanntlich hat der niederländische Journalist Ekke Overbeek jüngst in einem Enthüllungsbuch schwere Vorwürfe gegen Ex-Papst Johannes Paul II. erhoben. In Vorabberichten für mehrere Medien behauptet er, Karol Wojtyla habe als Erzbischof von Krakau dazu beigetragen, Missbrauchsfälle in den Reihen der Kirche zu vertuschen.
Der polnische Journalist Marcin Gutowski hat im polnischen Fernsehen ähnliche Vorwürfe erhoben. Seine Dokumentation wurde bereits von mehreren Millionen Fernsehzuschauerinnen und -zuschauern angesehen.
In der TV-Doku wird «Jan Pawel», wie er auf Polnisch heisst, zur Last gelegt, er habe als Erzbischof von Krakau vor seiner Papstwahl von Anschuldigungen sexuellen Kindesmissbrauchs gegen drei Geistliche gewusst, habe sie aber trotzdem weiter in Pfarreien arbeiten lassen. Beziehungsweise in einem Fall nach Österreich abgeschoben.
Zurückweisung durch Krakaus Erzbischof
Krakaus derzeitiger Erzbischof Marek Jedraszewski hat den gegen den Ex-Papst erhobenen Vorwurf der Missbrauchsvertuschung unterdessen energisch zurückgewiesen. Aktuell laufe mit «Lügen und Unterstellungen» eine «Operation zur Zerstörung der leuchtenden Erinnerung an ihn», sagte Jedraszewski nach Bistumsangaben bei einem Gottesdienst in Krakau.
Auch Papst Franziskus hat Johannes Paul II. (1978-2005) gegen Vorwürfe wegen des Umgangs mit Missbrauchsfällen in Schutz genommen. Man müsse die Dinge nach den Massstäben der jeweiligen Zeit bewerten, sagte er in einem Interview der argentinischen Zeitung «La Nacion».
Nun hat die polnische Bischofskonferenz beschlossen, eine Studie zu sexuellem Missbrauch in Auftrag zu geben. Ein Team unabhängiger Spezialisten soll Zugang zu staatlichen und kirchlichen Archiven erhalten.
Koordinator der Polenmission spricht
Doch zurück zum Schweigen im Walde in der Schweiz – wenn es um den Heiligenschein von Johannes Paul II. geht. Nicht ganz.
Krzysztof Wojtkiewicz, Pfarrer in Maryl und Koordinator der Polenmission in der Schweiz, äussert sich zu den Vertuschungsvorwürfen gegenüber Johanns Paul II. Er ist sich aber sehr ungewiss, ob diese Vorwürfe überhaupt stimmen können.
«Den Informationen, dass Karol Wojtlya vor seiner Zeit als Papst 1978 Vatikan in seiner damaligen Funktion als Erzbischof von Krakau, Missbrauchsfälle von ihm bekannten Priestern vertuscht haben soll, glaube ich nicht», sagt Wojtkiewicz gegenüber kath.ch.
Denunziationen des polnischen Geheimdienstes?
Grund: Die Informationen würden aus Denunziationen des polnischen Geheimdiensts stammen, der damals noch für die kommunistische Regierung arbeitete. Und für die kommunistische Regierung sei Wojtyla ja aufgrund seines freiheitlichen politischen Engagements ein Dorn im Auge gewesen. «Ich muss mich aber noch weiter vergewissern, mir stehen auch nur die Informationen aus der Presse zur Verfügung», sagt der Pfarrer.
Und er betont: «Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der spätere Papst Johannes Paul II. so etwas gemacht haben soll.» Sein positives persönliches Bild vom früheren polnischen Heiligen Vater habe sich deshalb bis jetzt auch nicht verändert. Er müsse sich aber weiter informieren. (kath.ch)