Warum die Vatikan-Delegation das Bürgenstock-Dokument nicht unterschrieb

An der Bürgenstock-Konferenz am vergangenen Wochenende nahm auch eine Dreierdelegation des Heiligen Stuhls teil. Aus drei Gründen habe sie das Schlussdokument nicht unterschrieben, heisst es in einem Statement von Staatssekretär Pietro Parolin.

Der Heilige Stuhl war von Bundespräsidentin Viola Amherd und dem ukrainischen Präsidenten gemeinsam an die internationale Konferenz auf dem Bürgenstock eingeladen worden, heisst es in einem Statement von Staatssekretär Pietro Parolin, das kath.ch vorliegt.

Parolin, Krebs und Butnaru

Eine Dreierdelegation nahm dieses Wochenende an der Konferenz teil: Staatssekretär Pietro Parolin, der apostolische Nuntius in der Schweiz, Martin Krebs, sowie Paul Butnaru, im Staatssekretariat zuständig für den Bereich Beziehungen zu Staaten und internationalen Organisationen. Die Delegation unterschrieb aber das Schlussdokument nicht. Dies entspreche ihrer Stellung als Beobachter der Konferenz ebenso wie der Linie des Heiligen Stuhls und der Praxis, keine gemeinsamen Dokumente zu unterschreiben, heisst es im Statement.

Mündliche Unterstützung

Der Heilige Stuhl habe aber seine Unterstützung für die Schlussfolgerungen des Gipfels ausgedrückt. Dies habe Kardinal Pietro Parolin in seiner Intervention während der Schlusssitzung geäussert. Gemäss des dem Statement angefügten Redetexts erwähnte Parolin auch, dass der Heilige Stuhl sich insbesondere für die Rückkehr ukrainischer Kinder aus russischer Gefangenschaft einsetze und für die Befreiung von Gefangen, insbesondere von verwundeten Soldaten und Zivilisten.

80 von 100 Delegationen haben unterschrieben

Mehr als 80 von rund 100 Delegationen haben das Abschlussdokument auf dem Bürgenstock unterzeichnet. Darin hiess es unter anderem: «Respekt für die territoriale Integrität und Souveränität kann und wird als Basis dienen, um einen umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine sicherzustellen.

Das Dokument forderte zudem, jede Nutzung von Kernenergie und Atomanlagen müsse sicher, geschützt, überwacht und umweltfreundlich sein. Drohung mit oder Einsatz von Atomwaffen im Rahmen des Krieges gegen die Ukraine sei unzulässig, hiess es weiter. Zudem setzten sich die 80 Staaten für ungehinderte Exporte aus der Ukraine ein und für die Sicherheit der zivilen Schifffahrt im Schwarzen und Asowschen Meer. Sie machten sich auch für den Austausch von Kriegsgefangenen stark und für die Rückkehr von nach Russland verschleppten Kindern und anderen Zivilisten.

Und das sind die Länder, welche dem Bürgenstockdokument auch nicht zustimmten: Die G-20-Staaten Indien, Brasilien, Mexiko, Saudiarabien, Südafrika und Indonesien sowie Armenien, Bahrain, Thailand, Libyen und die Vereinigten Arabischen Emirate und Kolumbien.