Weltsynode: Wenig Hoffnung auf «heisse Eisen», mehr auf Dezentralisierung
Bischof Felix Gmür vertritt als Präsident der Schweizer Bischofskonferenz die Schweizer Kirche an der Weltsynode. Helena Jeppesen wiederum spricht in Rom als eine von zehn nichtbischöflichen europäischen Delegierten. Kurienkardinal Kurt Koch ist als Leiter des Dikasteriums für Förderung der Einheit der Christen dabei, der Tessiner Mauro Giuseppe Lepori als Generalabt des Zisterzienserordens.
Die Beratungen der Synode beginnen am Mittwoch und dauern bis zum Schlussgottesdienst am 27. Oktober. Über das Schlussdokument wird am 26. Oktober abgestimmt. Eingebunden in die Organisation ist mit Claire Jonard auch eine Schweizerin, als Moderatorin der Gespräche, ohne Stimmrecht.
Stimmen der Frauen und der Jugend vor Ort
In Rom präsent sein werden auch Gruppierungen, die ihre Anliegen einbringen wollen. So wird das Catholic Women’s Council mit einer Gruppe junger Frauen vor Ort sein – und im Frauenhaus in Rom auf die Vielzahl wichtiger Frauen im Kirchendienst hinweisen. Hier sind die Schweizerinnen Alina Erni sowie Franziska Zen Ruffinen aktiv.
Auch die Stimme der Jugend wird versuchen, sich Gehör zu verschaffen – im Rahmen des Dachs-Baus. Diese vertreten die kirchliche Jugendarbeit und junge Menschen aus der Schweiz, Österreich, Deutschland und dem Südtirol. Ab Sonntag, 6. Oktober, wird Ivo Bühler mit Schweizer Jugendlichen vor Ort sein. Er ist Präses des Verbands Katholischer Pfadi in der Schweiz.
Aktuell Besinnungstage
Diesen Montag befinden sich rund 300 Synodenteilnehmende in der Synodenaula des Vatikans – für eine zweitägige Besinnungsphase. Für Dienstagabend steht ein feierlicher Bussakt im Petersdom auf dem Programm. Dabei sollen Verfehlungen der Kirche, unter anderem im Umgang mit Missbrauch und mit Flüchtlingen, zur Sprache kommen.
Die Erwartungen an die Weltsynode sind unterschiedlich. Die grösste Hoffnung setzen Reformorientierte in die Regionalisierung und Dezentralisierung der kirchlichen Entscheide und Strukturen. Entsprechende Aussagen aus der Schweiz kommen von Helena Jeppesen-Spuhler sowie von Walter Ludin.
Arbeitspapier enthält Schweizer Themen
Der Schweizer Kapuziner und Journalist schätzt an der Weltsynode auch, dass der Diskussion ein Arbeitspapier zugrunde liegt, das aus vielen Konsultationen – auf Ebene Länder und Kontinente – hervorgegangen ist.
Dieses enthält offenbar einige Schweizer Inputs. So sagte Helena Jeppesen-Spuhler im August gegenüber kath.ch: «Mit Freude habe ich konstatiert, dass die ‹synodale Erprobungsphase› der Schweizer Kirche im Arbeitsinstrument erwähnt ist und dass wichtige in den Schweizer Bericht eingebrachte Themen aufgenommen wurden.» Sie erwähnte dabei namentlich die Dezentralisierung. «Sie soll es den Ortskirchen erlauben, je unterschiedliche Reformen im je eigenen Tempo anzugehen.»
«Heisse Eisen» und Dezentralisierung
Der Ruf nach Dezentralisierung beruhe auf dem Hintergrund von «starken Ungleichzeitigkeiten» in den verschiedenen Kirchen. In der Konsequenz würden die Bischofskonferenzen aufgewertet, so Ludin.
Zu den strittigen Reformanliegen – etwa der Abschaffung des Zölibats oder zur Zulassung der Frauen zu kirchlichen Ämtern – sind die Erwartungen eher gedämpft. Da erwarten Beobachter «keine sensationellen Entscheidungen», schreibt Vatikanjournalist Ludwig Ring-Eifel. Papst Franziskus hat die Fragen an Arbeitsgruppen übergeben. Sie werden dort bis ins Jahr 2025 besprochen. Laut Ring-Eifel werden deren Zwischenresultate «nicht direkt in die Debatten und Beschlüsse der Synode einmünden».
Auch Ludin findet, bei der Lösung für die «heissen Eisen» wäre die Versammlung überfordert. Er und Jeppesen erwarten hierzu einiges von der erwähnten Dezentralisierung. Sobald die Ortskirchen mehr Kompetenzen hätten, seien auch Lösungen für solch umstrittene Fragen möglich, so Jeppesen. (mit Informationen von cic, catt.ch)
Link zum Beitrag von Walter Ludin Was dürfen wir von der Weltsynode erwarten? – kath.ch