«Wir bedauern diesen Schritt»: Das Lassalle-Haus bei Zug muss sich neu organisieren
Ziel für den Jesuitenorden ist und bleibt es, das Lassalle-Haus und seine Liegenschaft als einen Ort der Einkehr, der Erholung für Leib und Seele zu erhalten.
Weiterhin Tagesveranstaltungen für Meditationen
Der Jesuitenorden wird mit einer Gemeinschaft von sechs Personen in Bad Schönbrunn präsent bleiben und weiterhin Gottesdienste in ökumenischer Gastfreundschaft feiern. Tagesveranstaltungen für christliche Meditation und Zen-Meditation bleiben im Angebot. Mehrtägige Kurse und Tagungen finden künftig an anderen Orten statt.
Das Bildungsprogramm soll in Zukunft ohne Hotellerie- und Gastronomiebetrieb geführt werden. Nachfragerückgang und steigende Kosten haben zu diesem Entscheid geführt.
«Wir bedauern diesen Schritt, der alle Beteiligten vor neue Aufgaben stellt. Wir danken allen Mitarbeitenden für ihren Einsatz und das gemeinsame Wirken in den vergangenen Jahren. Wir danken allen Gästen, Gönnern, Freundinnen und Freunden des Hauses für ihre Unterstützung, auch in der kommenden Zeit. Die Verantwortung für die Zukunft der spirituellen Bildung verlangt es nun, dass wir neue Wege beschreiten», sagt der Direktor des Lassalle-Hauses, Toni Kurmann SJ, gegenüber kath.ch.
Corona-Pandemie und gestiegene Kosten
Das Lassalle-Haus Bad Schönbrunn in Edlibach bei Zug ist ein Werk des katholischen Jesuitenordens in der Schweiz. Dieser ist seit 1929 im Kanton Zug präsent. Seit einer Neupositionierung als Zentrum für Spiritualität 1993 ist das Lassalle-Haus zu einem überregional anerkannten und beliebten Ort für spirituelle Bildung in einer säkularen und pluralistischen Gesellschaft geworden. Es bietet christliche und interreligiöse, spirituelle und gesellschaftspolitische Kurse sowie Tagungen an.
«Seit der Corona-Pandemie steht der Betrieb des Hauses vor grossen Herausforderungen. Gründe dafür sind Schwankungen und Rückgänge in der Nachfrage, aber auch gestiegene Kosten für Löhne, Management und Dienstleistungen. Sie haben zu wiederholten Defiziten geführt. Diese hat der Verein nur dank mehrmaliger, ausserordentlicher Hilfe des Jesuitenordens tragen können», sagt der Direktor des Lassalle-Hauses.
2023 Direktion übernommen
Toni Kurmann selbst hatte im April 2023 die Leitung des Lassalle-Bildungshauses von Tobias Karcher übernommen, der das Haus 14 Jahre lang geführt hat und noch immer das Lassalle-Institut leitet. «Wir sind in einem Strategieprozess und dabei, das Haus neu zu positionieren», so Kurmann damals. Karcher betonte damals, dass das Lassalle-Haus, das verschiedene religiöse Traditionen pflege, für viele Menschen zur Heimat geworden sei oder sie inspiriert habe. Es sei ein Ort der Stille mit einer genialen Architektur in einer schönen Landschaft.
Alle Bemühungen um eine Trendwende in den vergangenen Jahren führten laut Kurmann aber nicht zum erhofften Ergebnis. Jesuitenorden und Trägerverein planen deshalb nun, den ständigen Hotellerie- und Gastronomiebetrieb des Lassalle-Hauses bis Ende Juni dieses Jahres einzustellen.
43 Mitarbeitenden wird gekündigt
Das bedeutet, dass der Verein den 43 bisherigen Mitarbeitenden eine Kündigung aussprechen muss. Für eine sehr geringe Zahl von weiterbestehenden Aufgaben werden neue Stellenprofile ausgeschrieben. Das Lassalle-Haus hat das gesetzlich vorgeschriebene Verfahren zur geplanten operativen Betriebseinstellung eingeleitet und das dazugehörige Konsultationsverfahren beim Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zug angemeldet.
«Es ist eine schwere Entscheidung!», betont Toni Kurmann gegenüber kath.ch nachdrücklich. «Und doch bin ich zuversichtlich: Wo uns bisher die Sorge um Auslastung bedrückt hat, kann eine neue Kreativität entstehen, um unseren Auftrag lebendig zu halten und neu zu fassen: Gemeinsam auf dem Weg zu sein und voneinander Leben lernen zu dürfen.»
Und was passiert eigentlich mit dem Lassalle-Haus selbst in Zukunft, das 2015/2016 noch für 23,5 Millionen Franken saniert wurde? Ziel des Umbaus war damals die komplette Modernisierung und Sanierung des Gebäudes und der Zimmer. Neben dem Haupthaus fielen auch Sanierungsarbeiten in der «Alten Villa» und in den Wohnungen «Forrenmatt» an.
«Der Verein und Jesuitenorden sind daran, andere Betriebsformen für das denkmalgeschützte Haus zu prüfen, das vom weltweit bekannten Schweizer Architekten André Studer geplant wurde», sagt Toni Kurmann. Im Vordergrund stünden gesundheits-, kunst- und wohnorientierte Nutzungen, möglicherweise auch mit externen Partnern. Die ursprüngliche Zweckbestimmung des Hauses wie Spiritualität, Bildung und Gemeinwohl soll für die künftige Nutzung leitend sein. (kath.ch)