Aktuelle Nummer 25 | 2024
01. Dezember 2024 bis 14. Dezember 2024

«Wir werden alle älter»: Katholische Kirche übernimmt in Bern neu auch Heimseelsorge

«Die reformierte Kirche leistet in den Pflegeheimen im Kanton Bern seit vielen Jahren Seelsorge auf institutioneller Ebene. Sie kam auf uns zu, weil gemeinsames Handeln hier angebracht ist», sagt Marie-Louise Beyeler (69) auf Anfrage von kath.ch Sie präsidiert seit 2020 die römisch-katholische Landeskirche Bern. «Ich freue mich, dass unser Landeskirchenparlament Ja gesagt hat zum ökumenischen Vorgehen.»

Das entspreche auch der Rolle, in der sich die römisch-katholische Landeskirche in der Gesellschaft sieht. Marie-Louise Beyeler dazu: «Es zeigt sich, dass es uns Landeskirchen gut ansteht, gemeinsam aufzutreten. So stärken wir unsere Anliegen und werden besser sichtbar.»

Ökumenisches Konzept für Heimseelsorge erarbeitet

Die drei Landeskirchen haben ein ökumenisches Konzept für die «Heimseelsorge» erarbeitet. Es trägt den Titel «Ökumenisch verantwortete institutionelle Seelsorge in Langzeitpflegeeinrichtungen des Kantons Bern».

Diesem hat Parlament der römisch-katholischen Landeskirche am Samstag zugestimmt, heisst es in einer Mitteilung. Demnach beteiligt sich die römisch-katholische Kirche mit 330 Stellenprozenten an der Umsetzung der Heimseelsorge. Damit ist es nun möglich, ab 2026 gemeinsam mit der reformierten und der christkatholischen Landeskirche die seelsorgerischen Aufgaben in den Heimen vollumfänglich wahrzunehmen.

Spirituelle Begleitung für alle

Das verabschiedete Konzept soll laut Mitteilung fest in den Strukturen der Pflege verankert werden. Die Seelsorge soll zugänglich sein für alle Bewohnenden und Mitarbeitenden von Heimen.

Für Marie-Louise Beyeler ist klar, dass die Heimseelsorge für Menschen aller Konfessionen offen sein soll. Die Berner Theologin betont: «Seelsorge auf institutioneller Ebene bedeutet, im Kontakt mit der Heimleitung dafür zu sorgen, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner, unabhängig von Religion und Konfession, seelsorgerlich begleitet werden. Das gilt auch für die Pflegenden.»

«Das geht uns alle an»

Dass sich die Landeskirche in der Heimseelsorge neuerdings so stark engagiert, überrascht Marie-Louise Beyeler nicht. Das Thema gehe alle an, sagt die Theologin: «Wir werden alle älter. Der dritte Lebensabschnitt bedeutet für viele, einige Jahre in einem Pflegeheim zu verbringen. Es ist uns Kirchen ein grosses gesellschaftspolitisches und seelsorgerliches Anliegen, gerade in dieser Lebenssituation mit qualifizierten Fachkräften vor Ort für die Menschen da zu sein.»

«Notwendig, schön und spannend»

Der Aufenthalt in einem Spital oder Pflegeheim ist für viele Menschen eine existentielle Erfahrung und Herausforderung. Es ist die Aufgabe der Seelsorgenden, sie in diesen besonderen Lebensphasen zu begleiten.

Eine Arbeit, die hohe fachliche und menschliche Ansprüche an sie stellt. Das sieht auch Marie-Louise Beyeler so: «Die Heimseelsorge auf institutioneller Ebene braucht Flexibilität und hohe Fachkompetenz, um im interdisziplinären Kontext mitarbeiten zu können. Es ist jedoch eine notwendige, schöne und spannende Aufgabe.»

Soziale Anliegen sind der Berner Landeskirche wichtig. Das zeigt sich nicht nur in der Heimseelsorge, sondern auch bei der jüngst beschlossenen finanziellen Unterstützung sozialer Institutionen. Zahlreiche Organisationen profitieren davon: etwa die Caritas Bern und Jura, die Dargebotene Hand Bern oder das Haus der Religionen. (kath.ch)

*Link zur Heimseelsorge Bern