«Im Vatikan werden nur die Stimmen gegen die Reformer gesammelt – das verzerrt die Perspektiven».

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Hans Maier sieht Defizite in der Kommunikation zwischen Vatikan und den Ortskirchen. Konkret beklagte der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in einem Interview der «Zeit»-Beilage «Christ & Welt» (7. November), dass die Führung der Kirche in Rom oft nur ein einseitiges Bild von der Lage vor Ort erhalte.

«Nur die, die etwas kritisieren wollen an der Kirchenpraxis in ihrem Land, schreiben Klagebriefe an den Vatikan.» Weiter sagte Maier: «Das geschieht oft hinterrücks, ohne dass die Betreffenden, über die Beschwerde geführt wird, irgendetwas davon erfahren.» Unter dem Strich bündelten sich im Vatikan «immer nur die Stimmen der innerkirchlichen Opposition gegen die Reformer – das verzerrt die Perspektiven: eine Minderheitenmeinung bekommt dadurch ein viel zu grosses Gewicht».

Petitionen zurück an Ortsbischöfe

Befragt nach Alternativen, antwortete der langjährige bayerische Kultusminister und CSU-Politiker: «Es müsste genauso ablaufen wie in einem gesunden Föderalismus: Wenn in Rom Petitionen eintreffen, sollten sie zunächst wieder zurück an die zuständigen Ortsbischöfe verwiesen werden. Sie haben das Recht auf ein erstes Urteil.»

Papst Pius XII. (1939-1958) habe das noch so gehandhabt. «Er schrieb Bischöfen, die sich nach Rom wandten, oftmals: ‹Non datur. Episcopi est.› – Keine Weisung. Das ist Sache des Bischofs. Darin war er demokratischer als manche seiner Nachfolger.» (kna)

"Zeit" Beilage