Medjugorje-Fan: Darum fühlen sich Gläubige im Wallfahrtsort so glücklich
«Für mich ist Medjugorje zur zweiten Heimat geworden», bekennt Sylvia Keller. Sie war 1986 das erste Mal in dem Wallfahrtsort im katholisch geprägten Südwesten von Bosnien-Herzegovina. «Der Wallfahrtsort hat durch die Einfachheit des Lebens, der Freude der Menschen am Glauben und nicht zuletzt durch die vielen Freundschaften, die man dort schliessen kann, meinen eigenen Glauben vertieft», berichtet die 77-Jährige begeistert.
Religiöses Erlebnis der besonderen Art
Medjugorje verkörpere ein unglaublich schönes religiöses und ein intensives menschliches Erlebnis der besonderen Art, das nicht nur viele Erwachsene, sondern auch viele Jugendliche jedes Jahr anlockt.
«Insbesondere zum Jugendfestival, das jedes Jahr Anfang August eine Woche lang in Medjugorje stattfindet, kommen Tausende Jugendliche aus zig Nationen nach Medjugorje, um die Zusammengehörigkeit und das Gemeinschaftsfeeling im Glauben zu spüren», sagt Keller. «Medjugorje fördert die Freude am Glauben und bringt die Menschen zusammen.»
Bild von einem Pater mit sechs Kindern in Illustrierter
Sie selbst sei das erste Mal auf Medjugorje aufmerksam geworden, als sie 1981 in einer Illustrierten auf ein Bild von einem Pater mit sechs Kinder gestossen war, unter dem gestanden sei: «In einem kleinen Dorf im fernen Jugoslawien ist Maria sechs Kindern erschienen, und ein Franziskanerpater legt dafür öffentlich Zeugnis ab – auch wenn er dafür riskiert, ins Gefängnis geworfen zu werden.»
«Ich habe das sofort geglaubt. Für mich war damals sofort klar, dass diese Marienerscheinungen echt sein müssen, wenn jemand im Kommunismus riskierte, dafür verhaftet zu werden», erzählt Sylvia Keller.
Schon mehr als 200-mal im Medjugorje
Seit 2000 arbeitet die Hausfrau aus Arlesheim offiziell für Medjugorje Schweiz und organisiert Wallfahrten. Mehr als 200-mal war sie inzwischen dort. Medjugorje Schweiz gibt auch gratis jeden Monat ein Heft zum Wallfahrtsort heraus, das an über 5000 Abonnentinnen und Abonnenten verschickt wird. Die Kosten dafür werden ausschliesslich über Spenden gedeckt.
In der Tat soll im Dorf Medjugorje, was übersetzt so viel wie «zwischen den Bergen» heisst, am 24. Juni 1981 einer Gruppe von sechs Jugendlichen Maria erschienen sein. Diese Seherinnen und Seher haben seither immer wieder Maria bei Erscheinungen erblickt oder ihre Stimme gehört und auch Botschaften bekommen.
Vorträge und Erscheinungen der Seher
«Drei Seher haben noch tägliche Erscheinungen. Den anderen dreien wurde versprochen, dass sie einmal jährlich, solange sie leben, eine Erscheinung haben werden, was bis anhin auch immer eingetroffen ist», konkretisiert Sylvia Keller. Diese würden immer wieder Vorträge halten. «Allerdings nicht mehr so oft wie früher.»
Ihr selbst sei Maria noch nie erschienen. «Doch die Erscheinungen sind heutzutage für die Wallfahrerinnen und Wallfahrer nicht mehr so zentral.» Entscheidender seien das christliche und eucharistische Leben in Medjugorje – das sowohl Wallfahrtsort als auch ein Städtchen mit rund 2300 Einwohnern ist.
Gottesdienste auf deutsch, Anbetungen, Rosenkränze
Sprich: Jeden Morgen gebe es beispielsweise einen Gottesdienst in deutscher Sprache – der zumeist voll sei. Abends um 17 Uhr werden gemeinsam Rosenkränze gebetet. Jeweils um 18 Uhr finde eine internationale Messe mit Übersetzungen statt – im Sommer jeweils im Freien, erzählt Sylvia Keller.
Die Pilger versuchen sich einzuüben mit den Waffen gegen den persönlichen Goliath und schätzen das intensive Gebetsprogramm. Dies ist das Rosenkranzgebet (beten mit dem Herzen), die Eucharistie, die Bibel, das Fasten und die monatliche Beichte. Sehr beliebt sind auch die Anbetungsstunden vor dem Allerheiligsten, die umrahmt sind mit Text und Musik.
Die Franziskaner-Patres leiten die Pfarrei und die Gebetszeiten. Einige leben in Medjugorje und andere kommen zur Aushilfe aus benachbarten Gemeinden.
«Alle Pilger die noch können, besteigen Rosenkranz betend den Erscheinungsberg, wo sie dann bei der Marienstatue im Gebet verweilen. Der Kreuzberg lädt die Pilger ein, im Gebet den Kreuzweg Jesu zu betrachten. Beide Berge sind sehr steinig, doch genau diese Herausforderung trägt viel zur Herzensfreude bei», sagt Sylvia Keller.
Krankheiten und Familienprobleme
Doch warum pilgern so viele Menschen, jung und alt, nach Medjugorje? «Es gibt zum einen solche Personen, die ein Problem in der Familie haben, und sich eine Lösung wünschen. Oder die krank sind und sich eine Heilung versprechen», sagt Sylvia Keller.
Andere wiederum ziehe es durch die vielen persönlichen Erlebnisse in der Gruppe und durch die vielen Freundschaften, die sie geschlossen haben, immer wieder in den Wallfahrtort auf dem Balkan.
Rund drei Millionen Pilger jährlich
«Wiederum viele geniessen die Ruhe und den Frieden. Die meisten haben Freude an den gemeinsamen Glaubensritualen, Freude am Glauben, sowie an der Einfachheit des Lebens», beschwört Keller. «Viele kommen, um einmal im Jahr richtig Kraft zu tanken.»
Die internationale Medjugorje-Pilgergemeinde ist in diesem Sinn nicht nur begeistert, sondern auch riesig. Rund 50 Millionen Pilger – zuletzt bis zu drei Millionen jährlich – haben seit 1981 Medjugorje besucht. Medjugorje ist quasi das Mekka für «volksgläubige» Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus aller Welt.
«Förderung einer gesunden Glaubenspraxis»
Und nicht nur das. Wie der Vatikan in seiner von Papst Franziskus unterschriebenen «Nota» (offiziellen Stellungnahme) vom 28. August attestierte, habe die «Besonderheit des Ortes» viele «positive Früchte in der Förderung einer gesunden Glaubenspraxis» hervorgebracht, etwa Bekehrungen, Berufungen zum Priester- und Ordensleben, die Rückkehr von Glaubenszweiflern zu den Sakramenten, die Vertiefung des Glaubens- und des Gebetslebens sowie Versöhnungen zwischen Eheleuten.
Dies kann Sylvia Keller nur bestätigen. «Mir hat Medjugorje eine intensive Glaubens- und Lebenswendung beschert, das trägt man dann nach Hause». Durch die Wallfahrten seien auch spontane Gebetsgruppen in der Schweiz entstanden. «Und viele, die in Medjugorje waren, engagieren sich auch in den Pfarreien aktiv.»
Medjugorje wirkt also quasi wie ein religiöser Durchlauferhitzer und Selbstläufer. Ein Glaubensgenerator, dessen enorme Energieausstrahlung in Sachen Gott und Religion bisher nicht nachgelassen hat. Auch für Sylvia Keller nicht. Am 7. Oktober ist sie mit ihrer nächsten Wallfahrtsgruppe Richtung Medjugorje unterwegs. (kath.ch)