Aktuelle Nummer 19 | 2024
08. September 2024 bis 21. September 2024

«Schweizer Anliegen stossen auf Unterstützung der Synode»

«Der europäische Austausch zeigte, dass die Schweizer Anliegen der Dezentralisierung und der Stärkung der Rolle der Frau auch bei anderen Mitgliedern der Synode auf Unterstützung stossen», sagte Helena Jeppesen gegenüber kath.ch nach dem Vorbereitungs-Workshop.

«Nicht an Synode vorbei»

Bischof Felix Gmür äusserte sich in der Versammlung auch ausdrücklich zur Frage, wie die Schlussberichte der zehn Kommissionen in der Synode beraten werden sollen. Er wünschte eine eingehende Diskussion dazu in der Synode, denn die Themen seien aus den Konsultationen nach Rom getragen worden und dürften jetzt nicht «an der Synode vorbei» beraten werden.

«Mehrfach diskutiert wurde auch, wie die Kirche auf europäischer Ebene partizipativer gestaltet werden könnte», so Jeppesen gegenüber kath.ch.

Dreitägiger Workshop

Insgesamt 43 Vertreterinnen und Vertreter der europäischen Ortskirchen bei der Weltsynode haben an dieser Tagung teilgenommen. Grundlage für den dreitägigen Workshop war das Arbeitsdokument (»Instrumentum laboris») für die Bischofssynode.

Unter den Teilnehmern waren unter anderem der Präsident des Rats der Bischofskonferenzen Europas (CCEE), Erzbischof Gintaras Grusas (Vilnius), sowie dessen Stellvertreter Erzbischof Ladislav Nemet (Belgrad). Neben der Schweiz haben auch die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen Italiens, Österreichs und der Schweiz, Kardinal Matteo Zuppi (Bologna), und Erzbischof Lackner (Salzburg) teilgenommen.

Zum Grundthema Synodalität hiess es in den Resümees der sechs Kleingruppen, dass der bisherige synodale Prozess sehr befruchtend gewesen sei und fortgesetzt werden müsse. Die Welt-Bischofssynode dürfe dabei «kein Endpunkt sein», weshalb auch für die Zeit danach regelmäßige Treffen auf allen Kirchenebenen vorgeschlagen wurden.

«Ganz wesentlicher Schritt»

Als «ganz wesentlichen Schritt» hatte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner den Synodalen Prozess mit dem im Oktober anstehenden zweiten Teil der Welt-Bischofssynode zur Synodalität bezeichnet. Die katholische Kirche habe damit einen Weg eingeschlagen, «und dieser Weg wird weitergehen, egal was nun konkret kommt», sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.

Ebenso wie Papst Franziskus eine Überraschung für die Kirche darstelle, kämen auch die von ihm eingeführten Prozesse für viele überraschend, «und die Überraschungen werden nicht aufhören», so Lackner, der seine Grundhaltung dazu mit dem «Prinzip Hoffnung» beschrieb: «Hoffnung ist der Glaube an das, was man noch nicht sieht.» Das gelte auch für die Kirche selbst.

«Realistischer Blick vonnöten»

Freilich sei für ein Weiterkommen ein «realistischer Blick» vonnöten, so Lackner, weshalb in Österreich bei manchen mit allzu hohen Erwartungen eine anfängliche Begeisterung der Enttäuschung und Frustration gewichen sei.

Dazu beigetragen habe, dass bestimmte Themen vom Papst aus der Synode und damit auch aus dem Arbeitspapier (»Instrumentum laboris») herausgenommen und an Arbeitsgruppen delegiert wurden. Dass dies so sei, gelte es zu respektieren, «mich würde aber interessieren, wie es da weitergeht», so der Erzbischof.

Zu positiver Sichtweise aufgerufen

Zu einer vom christlichen Glauben an die Auferstehung inspirierten, positiven Sichtweise der Kirche Europas hat der tschechische Religionsphilosoph Tomas Halik aufgerufen.

Die Säkularisierung und der Zusammenbruch vieler Formen von Kirche seien mit dem Leiden, Sterben und Tod Christi am Karfreitag und Karsamstag zu vergleichen, könnten aber auch als richtiger Augenblick (»Kairos») sowie als «Geschenk, Prüfung und Herausforderung Gottes» umgedeutet werden, sagte Halik bei seinem Schlussvortrag des Treffens der europäischen Synodenteilnehmer in Linz am Samstag. Der «Eintritt in eine neue Epoche der Geschichte des Christentums» könne vor allem durch «synodale Erneuerung» möglich werden.

Durchaus riefen die gegenwärtigen Erfahrungen bei ihm auch Assoziationen zum biblischen Buch Hiob hervor, sagte der Theologe. Die Kirche werde von schlechten Nachrichten regelrecht heimgesucht, von einer Polarisierung der Meinung und «alten und neuen Sex- und Finanzskandalen» etwa. Hinzu kämen die Kirchenaustritte, der Rückgang der Gottesdienstbesucher oder der Zahl der Priester- und Ordensberufe.

Synoden-Methode

Das Vorbereitungstreffen in den Räumlichkeiten des Linzer Priesterseminars war in der Methode an jene der vatikanischen Welt-Synode angelehnt. Den grössten Teil des dreitägigen Programms machte die Abhaltung von insgesamt sechs Kleingruppen aus, denen jeweils rund sechs Personen angehörten. Bearbeitet wurden dabei in mehreren Durchgängen Leitfragen aus dem «Instrumentum laboris», wobei jede Sitzung mit einem Moment der Stille begann.(kathpress/woz)