"Unsere Bischöfe tun sich mit Justita et Pax immer noch sehr schwer."

Die  Kirche ist für die Gesellschaft wichtig

«Sie zeigt, dass die Kirche für die Gesellschaft von Bedeutung ist.» Ein grösseres Lob hätte man dem Geburtstagskind wohl nicht machen können: der Schweizer Kommission «Justita et Pax/Friede und Gerechtigkeit», die am  19. November in Bern ihr 50-jähriges Bestehen feierte. Als «Kind» des Zweiten Vatikanischen Konzils war sie 1969 gegründet worden. Die Schweizer Bischöfe hatten es zuvor nicht nötig befunden, den Impuls des Vatikanums II. aufzunehmen, das für jedes Land die Gründung einer solchen Stelle gewünscht hatte.

Es wurde an der Jubiläumsfeier nicht verschwiegen: Unsere Bischöfe tun sich mit dieser Organisation immer noch sehr schwer. Wie ein geschätzter Kollega von kath.ch schrieb, leuchtet sie seit sechs Jahren nur noch «auf Sparflamme». Im Klartext: Damals haben die Bischöfe ihre Arbeitsstelle von vier Personen «geschrumpft», auf bloss einen Angestellten mit einem 80-Prozentpensum. Ausserdem wurde das Büro von Bern – einem Ort mit der Möglichkeit von politischem Lobbying! – nach Freiburg unter die Fittiche des Zentralbüros der Schweizerischen Bischofskonferenz «verbannt». Unschön, kann man nur sagen. Oder: Wer hat Angst vor einem Gremium, in dem Laien weitgehend das Sagen haben?

Noch etwas: Seltsamerweise wurde an der Jubiläumsfeier von niemandem ein recht auffallender Befund thematisiert:  Die Kommission ist «Gerechtigkeit und Friede» gewidmet. Wer im konziliaren Prozess Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der Schöpfung/GFS engagiert ist, vermisst in diesem Titel den dritten Dreiklang, die Mitwelt. In Bern wurde dieses Manko korrigiert. Alle Beiträge – angefangen vom Referat eines Chefbeamten des Bundesamtes für Umwelt/BAFU bis zum Erfahrungsbericht einer Pfarrei, die für ihr umweltgerechtes Verhalten mit dem «Grünen Güggel» ausgezeichnet wurde – stand das Thema Schöpfung im Mittelpunkt. Die ist gut so; zumal dabei immer wieder der Aspekt «Armut» aufschien, was dem Begriff «Gerechtigkeit» entspricht.

Leider wurde der zweite Name des Geburtskindes – der Friede –   kaum oder überhaupt nicht erwähnt. Dies kann ja nachgeholt werden an der 60-Jahrfeier – oder spätestens beim 100-Jahr-Jubiläum. Wir werden sehen …

Walter Ludin