Jugend

«Es ist toll zu sehen, wie ­wenig es braucht, dass die ­Kinder glücklich sind.»

Mehr Informationen zum Kiran Village, das von einer Schweizerin gegründet wurde: www.kiranvillage.ch

von Daniele Supino

Mara Affolter aus Subingen hat im letzten Sommer die Aus­bildung zur Physiotherapeutin beendet und dann ein halbes Jahr in der Rheumaklinik des Inselspitals gearbeitet. Seit Mitte März ist sie in Madhopur, einem kleinen Dorf in der Nähe der Millionenstadt Varanasi, im Norden von Indien. Dort ist sie als Volontärin im Kiran Village bis Oktober tätig.

JS: Mara, wie bist du nach Indien ­gekommen? 
Mara: Bereits während meiner Ausbildung hatte ich die Idee, ein Praktikum im Ausland zu absolvieren. Wegen der Covidpandemie klappte dies leider nicht. Als ich mich nach dem Studium an die Organisation Voyage-Partage wandte, meinte diese ­bereits früh, dass ein Einsatz als Physio einfacher in Indien als in einem spanischsprachigen südamerikanischen Land zu organisieren sei, was ursprünglich mein Plan war. Ich befasste mich immer mehr mit Indien und entschied mich dazu, meinen Einsatz in diesem faszinierenden Land zu leisten. 

JS: Was machst du dort?
Mara: Ich arbeite als Physiotherapeutin im Kiran Village, einem grossen Zentrum, welches beeinträchtigten und benachteiligten Kindern und Jugendlichen Rehabilitation, Schul- und Berufsbildung bietet. Am Wochenende organisieren wir Volontär*innen (wir sind vier) für die Kinder, die in den Hos­tels wohnen, kleine Aktivitäten wie Grittibänzen oder Guetzli backen, Ostereier färben oder auch eine Wasserschlacht. Es ist toll zu sehen, wie wenig es braucht, dass die Kinder glücklich sind. 

JS: Wie verständigst du dich mit ihnen?
Mara: Manche verstehen Englisch, ich versuche jedoch auch Hindi zu lernen. Meinen Akzent verstehen sie zwar nicht immer, auch wenn ich selbst manchmal kaum einen Unterschied zur richtigen Betonung höre. Mit Unterstützung von anderen oder mit Händen und Füssen klappt es dann meistens schon.

JS: Ist es in Indien so lärmig wie es das Klischee besagt?
Mara: In der Stadt Varanasi ist tatsächlich viel los. Man hört viel Gehupe und in jeder noch so kleinen Gasse hat ein Motorbike Platz. Aber hier in Madhopur ist es deutlich ruhiger (wenn nicht gerade jemand der Nachbarschaft ein Fest feiert, hier ist nämlich nicht um 22.00 Uhr Nachtruhe) und ich kann sogar die Grillen zirpen hören.

JS: Ist das Leben in Indien so, wie du es dir vorstelltest?
Mara: Ich versuchte keine zu konkreten Vorstellungen davon zu haben, wie es sein wird, da es dann sowieso anders gewesen wäre. Ich kann nur sagen, dass ich sehr herzlich empfangen wurde und dass es mir mega gut gefällt!

JS: Was gefällt dir an den Menschen, mit denen du zu tun hast?
Mara: Die Fröhlichkeit hier ist ansteckend! Und ich werde mir noch mehr bewusst, wie wenig Materielles es braucht, um glücklich zu sein, und dass man mit einer einfachen Geste viel bewirken kann.

JS: Was machst du nach dem Volontariat?
Mara: Ich werde noch ein bisschen in Indien herumreisen, vielleicht eine Ausbildung zur Yogalehrerin machen und dann nach Bern in meine WG zurückkehren. 

Voyage-Partage – das Volontariats­programm mit Wirkung

Mit Voyage-Partage engagieren sich (junge) Menschen in einem kirchlichen Projekt in Osteuropa, Asien, Afrika und Südamerika. Während vier bis 12 Monaten erhalten sie einen Einblick in das Leben der Bevölkerung und in die Arbeit der Ordensgemeinschaft. Voyage-Partage legt grossen Wert auf eine intensive Vorbereitung, die Begleitung vor, während und nach dem Volontariat und vermittelt individuell abgestimmte Projekte. www.voyage-partage.ch