Focus

«Ich liebe dich, du Welt und du Mensch»

y-nachten.de: In unserem letzten ­Interview zum Advent haben Sie uns erzählt, dass Glühwein und Kekse nicht Ihre Sache sind. Worauf kommt es Ihnen dann an in dieser Zeit?
Karl Rahner: Die Weihnacht ist mehr als ein bisschen tröstliche Stimmung. Auf das Kind, auf das eine Kind, kommt es an diesem Tag, in dieser heiligen Nacht an. Auf den Sohn Gottes, der Mensch wurde, auf seine Geburt.

Denken Sie, dass es im Jahr 2023 noch angebracht ist, vom Christuskind als Heilbringer zu sprechen? Wie sollen wir das heute noch verstehen?
Jetzt geht es vermutlich für lange Zeiten durch Enttäuschungen und Abstürze hindurch weiter, aber schliesslich läuft es für den Einzelnen wie für die Menschheit auf ein unwiderruflich festes Ziel zu, eben auf das Licht, den Frieden und die letzte Versöhnung. Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hi­neingesagt. Und dieses Wort heisst: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch.

Wenn Sie einen Wunsch ans Christkind formulieren könnten: Was ­würden Sie der Kirche wünschen?
Die Kirche muss auf jeden Fall eine ­offene Kirche sein, sie darf nicht von ­Leuten zusammengesetzt sein, die mit der übrigen Welt nicht fertig werden, sondern sie muss Kirche sein, die aus ­einer echten christlichen Grundüberzeugung heraus Menschen gewinnt, ohne sie (in alter oder neuer Weise) zu klerikalisieren.

Dieser Text ist ein fiktives Interview. Alle Antworten stammen aus den Schriften Karl Rahners und wurden kreativ neu angeordnet und teilweise redaktionell bearbeitet.

Der vollständige Text via QR-Code oder unter: https://y-nachten.de/2020/12/rahner-spricht-karltext-weihnachten/