Jugend
Ich liebe diese Prozession mit dem «gwaggligen» Baldachin
von Daniele Supino
Anna Tary ist Synchronschwimmerin und hat sich soeben für die European Games, einer der grössten Sportwettkämpfe überhaupt, qualifiziert. Dafür trainiert sie sechs Mal bis zu 21 Stunden in der Woche. Lukas Hürlimann spielt seit elf Jahren Handball beim TV Solothurn. Sie besuchen beide die Kantonsschule Solothurn. Seit ihrer ersten Kommunion ministrieren sie in der St.-Ursen-Kathedrale.
Anna, Lukas, habt ihr einen Lieblingsort in St. Ursen?
Lukas: Mein Lieblingsort ist oben bei der Orgel, erstens, weil sie sehr schön ist, und zweitens, weil der Blick auf den Kirchenraum umwerfend ist.
Anna: Meiner ist der Estrich der Kathedrale: Das alte Holz der Dachkonstruktion und die Aufzugsräder aus der Bauzeit sind extrem eindrücklich.
Gibt es Geheimnisse, die nur Minis wissen?
Anna: Wissen, das nur Minis vorbehalten ist, gibt es nicht. Es sind eher kleine Dinge, die normale Kirchgänger nicht wissen, aber allen in der Sakristei geläufig sind, z.B. wie die Glocken zum Erklingen gebracht werden oder wie das Licht in der Kirche gesteuert wird.
Könnt ihr uns eine lustige Begebenheit aus eurem Minileben erzählen?
Anna: Ein Klassiker ist, wenn bei der Wandlung zum falschen Zeitpunkt «glöggelet» wird, oder wenn beim Auszug der Ministrant an der Spitze nicht merkt, dass der Priester noch nicht bereit ist und einfach davonläuft…
Lukas: Mir passierte mal etwas Ähnliches. Ich hatte Weihrauch-Dienst und segnete die Gemeinde und den Altar. In der Anspannung vergass ich aber, den Pfarrer zu beweihräuchern! Dann kam der Sakristan und holte dies für mich nach.
Anna: Wenn Weihrauch im Spiel ist, wird es immer spannend, so fiel einmal einem Mini der Sockel des Weihrauchgefässes mitten in der Messe mit grossem Krach auf den Boden…
Gibt es so etwas wie eine Lieblingsmesse für euch?
Anna: Ich bevorzuge die grossen Messen wie an Ostern, Pfingsten, Auffahrt und Weihnachten, weil da viel mehr los ist.
Lukas: Mir geht es ganz gleich. Meine Lieblingsmesse ist die an Fronleichnam, weil wir dann mit dem Baldachin durch die Altstadt spazieren. Dazu braucht es starke Arme, es ist eine grosse Herausforderung, dass er nicht schief aussieht. Ich liebe diese Prozession mit dem «gwaggligen» Baldachin.
Was macht ihr nach den Sommerferien?
Anna: Ich werde nach der Matura ein Zwischenjahr einlegen, mich dabei voll auf den Synchronsport konzentrieren, und dann werde ich wohl mit Medizin beginnen.
Lukas: Ich habe noch ein Jahr Gymnasium vor mir. Im Herbst gehe ich mit den Ministranten nach Rom, es wird meine zweite Romreise sein. Ich hoffe, dass wir, wie beim ersten Mal, die Messe auf der Treppe ganz nahe beim Papst verfolgen dürfen. Das war mega eindrücklich!