Schwerpunkt

Glaubenstreue und Dienst an Kranken und Bedürftigen

von Urban Fink-Wagner und Felix von Sury

Am 22./23. Juni 2024 feiern der Malteserorden und sein Hospitaldienst das Patronatsfest zu Ehren von Johannes dem Täufer in Solothurn. Grund genug, Geschichte und Tätigkeit des Malteserordens etwas genauer vorzustellen. 

 

Der Malteserorden, der sich von Anfang an um die Krankenpflege kümmerte, hiess ursprünglich Johanniterorden: 1048 gründeten einige Kaufleute aus der süditalienischen Stadt Amalfi in Jerusalem eine Kirche, ein Kloster und ein Hospiz. Ihr Patron war Johannes der Täufer, der Vorläufer Jesu, dessen Fest am 24. Juni begangen wird. Hauptaufgabe der Johanniter war die Betreuung und Pflege hauptsächlich der Jerusalempilger, aber auch von Juden und Muslimen im Hospiz. Der selige Gerhard ist Gründer dieses Laienordens. 1113 anerkannte Papst Paschalis II. den Johanniterorden und gab ihm das Recht, seine Oberen frei zu wählen. 

Zur Zeit der Kreuzzüge musste der Johanniterorden neben der Krankenpflege auch die Pilger verteidigen und ihre Spitäler schützen. Der Hospitalorden wurde so zum Ritterorden. 1291 wurde der Johanniterorden gleich wie der Templerorden aus dem Heiligen Land vertrieben und fand zuerst in Zypern, später auf Rhodos Zuflucht. Die Johanniter standen in ständigem Konflikt mit den Osmanen und mussten schliesslich Rhodos verlassen. 1530 erhielt der Johanniterorden von Kaiser Karl V. die Insel Malta zum Lehen. Die Johanniter bauten Malta aus, auch mit einem Krankenhaus, das damals als eines der besten in der ganzen Welt galt. La Valletta, die Hauptstadt Maltas, wurde nach einem Grossmeister des Ordens benannt. Von Malta aus unterhielt der Malteserorden, wie er seit dieser Zeit genannt wird, eine grosse Flotte, welche im Kampf gegen die Türken, zum Beispiel in der Seeschlacht bei Lepanto 1571, eine wichtige Rolle spielte.

1798 eroberte Napoleon wegen der guten strategischen Lage die Insel Malta und zwang den Malteserorden erneut ins Exil. Nach mehreren Zwischenstationen liess sich der Orden 1834 in Rom nieder, wo er bis heute seinen Sitz hat. Im 19. Jahrhundert besann er sich wieder auf seine Ursprünge, den Dienst an den Kranken. Sowohl im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg wurden Hunderttausende Verletzte durch den Orden betreut. In Deutschland und Österreich und anderen Ländern führt der Orden bis heute zahlreiche Spitäler, Gesundheitseinrichtungen und Rettungsdienste. 

Der Malteserorden ist heute nicht nur ein katholischer Laienorden, er ist auch ­souveränes Völkerrechtssubjekt, wird von 113 Staaten anerkannt und hat Beobachterstatus bei der UNO. Die Malteser sind wohl die älteste humanitäre Organisation der Welt. Der Orden zählt weltweit etwa 13 500 Mitglieder und 95 000 Freiwillige. Er ist hauptsächlich im Gesundheits- und Sozialbereich tätig, arbeitet aber auch im Katastrophenschutz, im Wiederaufbau nach Konflikten und in der Flüchtlingsbetreuung. Geleitet wird der Malteserorden vom Grossmeister, der zugleich Ordensoberer und Staatsoberhaupt ist. 

Das Malteserkreuz
Die Treue zum Glauben und der Dienst an Kranken, Armen Bedürftigen und Randständigen, unabhängig von Religion, Status und Herkunft, sind das Ordensideal. In den Kranken wird Christus gesehen. Dieser Dienst wird durch das achtspitzige Malteserkreuz ausgedrückt. Die nach aussen gerichteten Spitzen entsprechen den Seligpreisungen der Bergpredigt, die gegen innen gerichteten vier Spitzen symbolisieren die Kardinaltugenden: Besonnenheit, Tapferkeit, Weisheit und Gerechtigkeit.

Der Malteserorden in der Schweiz und seine Werke
Seit dem Mittelalter waren die Johanniter auch auf dem Gebiet der Schweiz präsent, vor allem in Kommenden, befestigten Hospizen. Einige dieser Kommenden haben sich erhalten, zum Beispiel in Bubikon, Freiburg und Hohenrain.

1961 wurde der Malteserorden in der Schweiz durch die Gründung der Helvetischen Assoziation, einem Verein nach Schweizer Recht, wiederbelebt. Das wichtigste Werk des Malteserordens Schweiz ist der 1974 gegründete Malteser Hospitaldienst, auch als SHOMS bekannt. Er vereint 900 Freiwillige, die im Dienst der Kranken, Betagten und Bedürftigen stehen. 

Die Johanniter-Malteser-Stiftung «Aide et Assistance» erhält von Spitälern und Altersheimen qualitativ hochstehende, aber hier nicht mehr gebrauchte Hilfsgüter (Spitalbetten, Medizinalmaterial, Möbel usw.), und organisiert deren Transport in Länder des Südens und Ostens. 2023 konnten mehr als 50 Container versandt werden, die vor allem der Ukraine zugutekamen. Die Stiftung ist ein gemeinsames Werk des katholischen Malteserordens und des evangelischen Johanniterordens. 

Die in Genf ansässige Stiftung CIOMAL widmet sich dem Kampf gegen die Lepra hauptsächlich in Kambodscha und Brasilien. Die Helvetische Assoziation unterstützt das vom Orden geführte «Holy Family Hospital» in Bethlehem, eine grosse Geburtsklinik, nicht zu verwechseln mit dem bekannteren «Caritas Baby Hospital».

Die Malteser und der Hospitaldienst in Solothurn
Die Mitglieder des Malteserordens aus der Region treffen sich regelmässig zu Gottesdienst, zu Vorträgen und zum Austausch mit dem Ziel, ihre Mission der Glaubenstreue und des Dienstes an den Bedürftigen zu festigen. Für die Solothurner Sektion des SHOMS sind in unserer Region etwa 15 Helferinnen und Helfer im Einsatz. Es besteht seit zehn Jahren eine Partnerschaft mit dem Alters- und Pflegeheim Bellevue in Oberdorf, mit welchem Ausflüge oder Aktivitäten im Heim selbst organisiert werden. Seit Kurzem bietet der Hospitaldienst in Solothurn eine Fahrgelegenheit für den Gottesdienstbesuch an.

Höhepunkt des Malteser-Jahres ist Anfang Mai die gemeinsame Krankenwallfahrt nach Lourdes. Mehr als 6000 Malteser und Kranke aus der ganzen Welt kommen jedes Jahr nach Lourdes. Auch Kranke und Helferinnen und Helfer aus Solothurn sind jeweils dabei.

Inseln des Glaubens  
Ritterorden wie der Malteserorden und der Ritterorden zum Heiligen Grab zu Jerusalem sind Inseln des tätigen Glaubens. In einer Zeit der grossen Umbrüche ist die Kirche auf solche Inseln, zu denen auch kirchliche Vereine und Gemeinschaften gehören, besonders angewiesen. Was in den Augen einiger etwas gar traditionell daherkommen mag, hat so seine neue Bedeutung.

Die Solothurner Malteser freuen sich, die Schweizer Ordensritter und -damen sowie die Freiwilligen des Hospitaldienstes in der Ambassadorenstadt empfangen zu dürfen und laden die Gläubigen aus Solothurn und Umgebung ganz herzlich ein, am Sonntag, 23. Juni 2024, um 10.00 Uhr den Gottesdienst in der St.-Ursen-Kathedrale mit ihnen zu feiern.  

Walterskirchen johanniter

Der Präsident des Malteserordens Schweiz, Martin von Walterskirchen (l.), mit dem Kommendator der Schweizerischen Kommende des evangelischen Johanniterordens, Daniel Gutscher (r). Beide tragen den traditionellen schwarzen Ordensmantel mit dem achtspitzigen weissen Kreuz.

Humanitarian aid Order of Malta Gaza Copyright lpj.org

Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal ­Pizzaballa, beauftragt den Malteserorden, vertreten durch den Grosshospitalier, im Gaza-Streifen ­humanitäre Hilfe zu leisten (Mai 2024).