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Wieso Jesus die ­Jüngerinnen nicht als «Menschen­fischerinnen» lockte

Seit Jahren leidet die katholische Kirche in Europa an einem Schwund geistlicher Berufungen. Einher geht diese Entwicklung mit einer besorgniserregenden Abnahme der Kirchenmitglieder. Wo kirchliches Leben verdorrt, tun sich Berufungen schwer. Je düsterer die Zeiten scheinen, desto mehr Hoffnung und Mut sind gefragt. Ein Blick auf die ersten Berufungen in der Kirchengeschichte kann helfen, Kraft zu schöpfen. Der mögliche Einwand, die ersten Christen und Christinnen hätten sich leichter getan, weil sie Jesus leibhaftig begegnet seien, trägt nicht weit. Denn er verkennt, was es damals bedeutet hat, für einen kaum bekannten Wanderprediger, den die eigene Familie für verrückt hielt, Haus und Hof zu verlassen. Das gilt in besonderem Mass für die Frauen in der Jesusbewegung, deren Bestimmung die patriarchalische Tradition auf die Familie beschränkte. 

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Die Ausrichtung der Evangelien auf männliche Berufungsgeschichten könnte den Eindruck erwecken, Jüngerinnen seien erst im Lauf von Jesu öffentlichem Wirken zu ihm gestossen. Lukas stellt jedoch klar, dass sie von Beginn an Zeuginnen waren: «Er wanderte von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn und auch einige Frauen, die von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt worden waren.» 

Judith Rosen ist Historikerin und war Dozentin für Alte Geschichte an der Universität Bonn.

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