Bischof Felix Gmür: «Niemand schaut hin – deshalb ist es gut, dass wir hinschauen»

Fastenaktion engagiert sich als Hilfswerk mit dem Dreitakt: «Gemeinsam, solidarisch, gerecht». Felix Gmür, Präsident des Stiftungsrats, unterstützt diese Haltung. Und er steht auch hinter dem neuen politischen Ton von Fastenaktion. Mit Bernd Nilles als Direktor ist Fastenaktion prägnanter und angriffiger geworden.

Neues Format «Aktionsforum» will Vernetzung vorantreiben

Das Format «Aktionsforum» ist neu. Fastenaktion möchte damit neuen Schwung in die Vernetzungsarbeit bringen. Am Freitag in Solothurn haben sie sich getroffen. Hier waren viele Stakeholder und Partnerorganisationen versammelt, die sich einbringen wollen. Vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund über Landeskirchen, Priester- und Seelsorgeräte bis zur «Allianz Gleichwürdig Katholisch», um nur einige zu nennen. 

Bernd Nilles nutzt den Auftritt in Solothurn, um die Arbeit an der neuen «Strategie 2025-2030» in der kirchlichen Öffentlichkeit zu lancieren. Er spricht die vielfältigen Krisen an. «Heute haben 150 Millionen mehr Menschen Hunger, als vor der Covid-Krise», betont Nilles. Und er fügt hinzu: «Terror und Gewalt stürzen viele Menschen in die Armut, zum Beispiel in der Sahelzone.»

Fastenaktion will Druck auf die Politik ausüben

Der Direktor von Fastenaktion rückt auch die extremen Wetterereignisse ins Rampenlicht. «Sollen wir dazu aufrufen, weniger Fleisch zu essen?» Seiner Meinung nach sei es wichtig, dass Fastenaktion Debatten auslöse und sich in die Politik einmische. «Wir wollen Druck auf die Politik ausüben», sagt Nilles. Er verweist auf das Volksmehr bei der Konzernverantwortungs-Initiative.

Der Direktor von Fastenaktion rückt auch die extremen Wetterereignisse ins Rampenlicht. «Sollen wir dazu aufrufen, weniger Fleisch zu essen?» Mit solch einer Aussage kann die Klimakrise thematisiert werden. Seiner Meinung nach sei es wichtig, dass Fastenaktion solche Debatten auslöse und sich in die Entwicklungspolitik einmische. «Wir wollen Druck auf die Politik ausüben», sagt Nilles. Er verweist auf das Volksmehr bei der Konzernverantwortungs-Initiative.

Ein neue Herausforderung sieht Nilles in der Lage der Kirche. «Hat die Kirche in Zukunft die Kraft, um solidarisch zu sein?» Er verweist auf die starke Selbstbezüglichkeit der Kirche, gerade auch wenn es um Themen wie Missbrauchsaufarbeitung oder Synodalität geht.

Und er fragt pointiert: «Müssen wir die Katholiken in Zukunft ausserhalb der Kirche suchen?» Angesichts der demografischen Entwicklung und der Zunahme der Konfessionslosen scheint diese rhetorische Frage berechtigt.

Solidarität angesichts leerer Kirchenbänke

Christoph Monnot, Dozent für Religionssoziologie an der Universität Lausanne, präsentierte die neusten Tendenzen in der Kirchenlandschaft. «Jede Generation ist weniger an die Kirche gebunden.» Hinzu komme: «Die Werte der Kirche werden je länger desto weniger unterstützt.» Mit den Kirchenstatistiken belegte Monnot: «Der Anstieg der Konfessionslosen ist unerwartet und stark ansteigend.» Er kam zum Schluss, dass es «Solidarität angesichts leerer Kirchenbänke» brauche.

Ans Eingemachte geht es bei Fastenaktion vor allem in der Auseinandersetzung mit der Politik. Auf der Fachebene sei die Zusammenarbeit mit der DEZA weiterhin gut. Bernd Nilles kritisiert aber: «Der Bund macht kaum noch Öffentlichkeitsarbeit zur entwicklungspolitischen Zusammenarbeit.» Das sei eine Herausforderung für das Hilfswerk.

Gelder aus Afrika in die Ukraine umleiten?

Derzeit gibt es Bestrebungen im Parlament, Gelder aus der Entwicklungshilfe abzuzweigen und für andere Zwecke zu verwenden. «Der Bund will Gelder in die Ukraine umleiten. Was geschieht mit den Menschen in Afrika?» Nilles sieht als vorrangige Arbeit, hier Gegensteuer zu geben. Es gehe nicht an, dass der Süden darunter leide.

Zivilgesellschaft vielerorts unter Druck

Am Aktionsforum treten weitere Referenten und Referentinnen auf. Etwa Andreas Missbach von «Alliance sud», der zum Thema «Entwicklungspolitik in Zeiten globaler Krisen und politischem Druck» spricht.

«Die Zivilgesellschaft ist in vielen Orten unter Druck. Das ist sie auch in der Schweiz.» Missbach geht es vor allem auch um die Finanzierung von Nichtregierungsorganisationen (NGO) durch die DEZA. Er zitiert einen Titel, aufgrund eines Berichts über die positive Auswirkung der Hilfswerke. Die NZZ setzte die Schlagzeile: «Die linke NGO-Lobby wuchert weiter». Andreas Missbach kommentiert: «Das ist faktenfreie Berichterstattung».

Katharina Boering, die ehemals im Sekretariat «Kirche für Konzernverantwortung» gearbeitet hat, ist am Aktionsforum, um einen Workshop zu leiten.

Sie sagt: «Es genügt nicht, dass Firmen einfach nur Hochglanzbroschüren publizieren.» Als Gegengewicht dazu ist auch ein junger Banker der Urner Kantonalbank eingeladen. Luca Dittli betont als Nachhaltigkeitsverantwortlicher der Bank: «Wir sind in einem grossen Change und richten die UKB auf Nachhaltigkeit aus.»

Fastenaktion ist lauter geworden

Lucretia Meier-Schatz, Präsidentin des Stiftungsforums, betonte in Solthurn: «Es braucht Mut, Kraft und Werte, um einen sozialen und ökologischen Wandel in Gang zu setzen.» Offen sprach sie von problematischen Entscheidung des Bundesrats. Meier-Schatz steht hinter dem neuen Stil des Hilfswerks: «Wir sind lauter geworden. Das gefällt nicht allen. Aber wir müssen dran bleiben.» (kath.ch)