Christian Rutishauser wird Judaistik-Professor in Luzern

Die Stellenausschreibung der neu zu besetzenden Judaistik-Professur an der Universität Luzern hatte im August 2023 für Unruhe gesorgt. Grund war, dass der Kandidat oder die Kandidatin über die «Römisch-Katholische Konfession» verfügen müsse.

Alfred Bodenheimer, Professor für Jüdische Literatur- und Religionsgeschichte an der Universität Basel, kritisierte diese Ausschreibung stark und bezeichnete sie als «aus der Zeit gefallen».

Aufgrund des kirchlichen Rechts müssen Inhaberinnen und Inhaber der Professuren an der Theologischen Fakultät der römisch-katholischen Konfession angehören. Margit Waismaier-Sailer, Dekanin der Theologischen Fakultät Luzern, bestätigte das im August 2023. Die römisch-katholische Religionszugehörigkeit ist für den Erhalt des päpstlichen «Nihil obstat» eine Voraussetzung.

Zum 1. August 2024 wird nun der Jesuit Christian Rutishauser zum Professor für Judaistik und Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern berufen. «Ich freue mich sehr auf die Stelle», sagt Christian Rutishauser gegenüber kath.ch.

In den vergangenen Jahren hatte er Leitungspositionen inne, aber auch zahlreiche akademische Lehraufträge und ist international gut vernetzt. Als seine «Lebensaufgabe» bezeichnet der designierte Professor den jüdisch-christlichen Dialog.

Berater des Heiligen Stuhls

Christian Rutishauser ist seit 2004 Mitglied der Jüdisch/Römisch-Katholischen Gesprächskommission der Schweizer Bischofskonferenz und des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes und Delegationsmitglied der Vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum beim International Liaison Committee.

Im Jahr 2012 kam er zudem in eine Unterkommission der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum. In den vergangenen zehn Jahren wirkte er als permanenter Berater des Heiligen Stuhls für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum.

An der Theologischen Fakultät will Rutishauser die Judaistik aus der Nische holen und den Dialog noch weiter in den Fokus stellen. «Dialog heisst durch Wort und Vernunft. Dialog ist Kommunikation, ist verstehen lernen, ist Begegnung. Und Dialog ist die einzige Alternative zur Gewalt.» Es gehe um eine Kultur, die alle Menschen angehe.

Beste Prävention gegen Antisemitismus

Zum anderen will er reflektieren, was Judentum und Christentum in der heutigen Gesellschaft für Aufgaben haben und wie ihr Beitrag zu einer offenen, demokratischen Gesellschaft zu formulieren ist, die auf Menschenrechten aufbaut.

Gleichzeitig betont er, dass Christsein, Kirche und Theologie konstitutiv mit dem Judentum verbunden sind. «Ob das uns passt oder nicht», so Christian Rutishauser. «Immer wenn die Kirche dies verdrängt, dann ist das eine Quelle von Antijudaismus. Theologie hat die Beziehung zum Judentum zu reflektieren und sie positiv zu gestalten.» Das sei die beste Prävention gegen Antisemitismus und Antijudaismus.

Wie aus einer Mitteilung der Universität Luzern hervorgeht, soll eine neue Professur für «Jewish Studies» geschaffen werden. Diese wird an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät angesiedelt sein und durch Drittmittel finanziert werden. Für deren Besetzung werden keine konfessionellen Voraussetzungen gelten.

Die Stelle soll im Herbst 2024 ausgeschrieben werden. Christian Rutishauser findet es erfreulich, dass die Universität Luzern eine Professur für Jüdische Studien ausschreiben will. «Ich kann der Universität nur ein Kränzlein binden.» (kath.ch)