Schlichte Begräbnisfeier für Kardinal Heinrich Schwery

Das Wallis hat von Kardinal Heinrich Schwery Abschied genommen. Wegen der Coronapandemie nahm nur eine geringe Zahl Personen an der Trauerfeier in der Kathedrale Sitten teil – unter ihnen einige wenige nicht geladene Trauergäste.

Der weitläufige Platz mit dem Namen La Planta in der Innenstadt Sittens ist leer. Nichts deutet darauf hin, dass an diesem Montagmorgen ein Staatsbegräbnis stattfindet. Einer der bekanntesten Walliser wir zu Grabe getragen: Kardinal Heinrich Schwery. Er verstarb am vergangenen Freitag im Alter von 88 Jahren. Direkt an den La Planta-Platz schliesst der geräumige Hof vor der Bischofskirche des Bistums Sitten an: Die Kathedrale «Unserer lieben Frau». Hier wurde Heinrich Schwery am 17. September 1977 zum Bischof geweiht.

Eisiges Ausharren

Bei eisigen minus sechs Grad harrt ein knappes Dutzend Neugieriger auf dem Platz vor der Kathedrale aus. Neben dem Hauptportal des Gotteshauses steht der silbergraue Totenwagen mit dem Sarg. Die Tür zum Leichenraum ist geöffnet. Der Platz liegt noch im Schatten. Die Sonnenstrahlen beleuchten erst die weissen Schneehänge hoch über dem Tal unter dem blauen, wolkenlosen Himmel. Rechtzeitig auf den Beginn der Trauerfeier um 10.30 Uhr setzt das Geläut der Glocken ein. Aus der Ferne nehmen die wenigen Gläubigen, die sich eingefunden haben, Abschied von ihrem Bischof und Kardinal. «Es ist schade, dass wir nicht in die Kathedrale können», sagt eine Frau, die von ihrem Mann begleitet wird. Zwei, drei Leute halten einen diskreten Abstand zu den Eingangstüren der Kathedrale.

Aufs Notwendigste beschränkt

Wegen der Corona-Pandemie können nur fünfzig Personen in die Kathedrale. Ein gutes Dutzend Angehörige ist zum Begräbnis des Verstorbenen angereist. Vor der Kathedrale steht auch eine Delegation des Walliser Staatsrats bereit, um dem illustren Staatsbürger das letzte Geleit zu geben. Im Hintergrund wartet vor dem Ordinariat des Bistums Sitten eine weitere Delegation: die Schweizergarde. Vier ihrer ehemaligen Mitglieder werden den toten Kardinal in die Kathedrale geleiten.

Keine Ausnahmeregelung

Das ganze übliche Brimborium, das für das Begräbnis bedeutender Persönlichkeiten jeweils aufgeboten wird, fehlt an diesem Tag. Kein Fahnenaufmarsch, kein Orchester, kein Chor, keine Delegationen verschiedener staatlicher oder diözesaner Organisationen. Die Richtlinien des Bundes für die Eindämmung der Coronapandemie werden eingehalten. Für den letzten Gang des Kardinals gibt es keine kantonale Ausnahmeregelung.

Im Gebet mit dabei

Weil die Plätze in der Kathedrale begrenzt sind, ist es den Gläubigen nicht möglich, an der Feier teilzunehmen. Das Bistum pocht auf die Gemeinschaft im Gebet. Die Gläubigen sind aufgerufen, «in Erinnerung an diesen guten und treuen Diener unserer Diözesankirche» den Verstorbenen in ihr Gebet einzuschliessen. Die Tür zum Ordinariat öffnet sich. Ein knappes Dutzend Priester tritt heraus. Die Delegation der Schweizergarde setzt sich in Bewegung und führt die Prozession zum Sarg, der unterdessen vor dem Eingang der Kathedrale aufgebahrt ist. Die Prozession schliessen einige wenige Schweizer Bischöfe sowie die geistlichen Honoritäten des Bistums Sitten, Bischofsvikare und Generalvikare, an. Die Trauerfeier wird von Diözesanbischof Jean-Marie Lovey geleitet.

Übersichtliche Delegationen

Ihm haben sich die Bischöfe Peter Bürcher, Apostolischer Administrator von Chur, und Weihbischof Alain de Raemy angeschlossen. Am Gottesdienst teilgenommen hat auch der Sittener alt Bischof Norbert Brunner sowie der Abt von St-Maurice, Jean Scarcella. Der Walliser Staatsrat entsandte eine Zweierdelegation wie auch die Stadt Sitten und die Burgeschaft von Sitten. An der Feier nahmen zudem noch einige Mitschüler des Kardinals teil, wie das Ordinariat Sitten auf Anfrage mitteilte.

Der Glaube stärker als das Gebot

Die einfach gehaltene Prozession folgt dem Sarg in das Innere der Kathedrale. Die Angehörigen nehmen in den vorderen Reihen Platz. Die anderen Trauergäste verteilen sich über den Kirchenraum. Auch jene, die sich vom Verbot der Teilnahme an der Trauerfeier nicht abschrecken lassen. Diskret hat sich ein auf dem Platz vor der Kathedrale wartendes Paar der Prozession angeschlossen, hinter der sich das grosse Portal zur Kirche schliesst. Nach einigen flüchtigen Blicken nach allen Seiten verschwindet auch ein Frau durch einen Nebeneingang im Gotteshaus. Sie nimmt Platz und vertieft sich ins Gebet.

Die Feier nimmt mit ihren Lauf. Sie ist einfach gestaltet. Der Kardinal erhält wegen Corona keine bessere Feier als ein Normalsterblicher heute bei seinem Begräbnis. Es spricht für sich, dass während der Trauerfeiher alle Teilnehmer in der Kathedrale eine Maske tragen.  Der Kardinal findet seine letzte Ruhe nicht in der Gruft der Kathedrale, sondern auf dem Friedhof seines Heimatorts Saint-Léonard, der unweit des Walliser Hauptortes Sitten liegt.

Walliser trauern um ihren Kardinal

Henri Kardinal Schwery ist ein Leben lang mit seiner Heimat Saint-Léonard VS verbunden gewesen. Am Sonntag war sein Sarg in der Pfarrkirche aufgebahrt. Viele Menschen nahmen Abschied von ihrem Kardinal. Er wird auch in Saint-Léonard beerdigt – und nicht in der Kathedrale in Sitten.

Papst würdigt Kardinal Schwery als engagierten Bistumsleiter

Papst Franziskus hat den verstorbenen Schweizer Kardinal Henri Schwery als Mann der Wissenschaften und engagierten Bistumsleiter gewürdigt. Schwery habe auf die seelsorglichen Bedürfnisse der Gläubigen geachtet und sich um die Einheit der Kirche bemüht.

Zum Tod von Kardinal Schwery: „Er hat uns mit seiner liebenswürdigen Art geprägt“

Der verstorbene Kardinal Henri Schwery gehörte dem Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem an. Die Statthalterin spricht von einem “schmerzlichen Verlust”.

“Kardinal Schwery war gesellig, väterlich – aber auch autoritär und klerikal”

Der Walliser Kardinal Heinrich Schwery ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Einer, der ihn gut kannte, ist Richard Lehner (57). Der Oberwalliser Generalvikar berichtet über die Sonnen- und Schattenseiten des früheren Bischofs von Sitten.

Kardinal Heinrich Schwery ist gestorben – ein Leben im Sog von Haas und Lefebvre

Kardinal Heinrich Schwery starb am 7. Januar im Altersheim Le Carillon in St. Leonard im Alter von 88 Jahren. Er wurde im Alter von 45 Jahren Bischof von Sitten. Nach 18 Jahren gab er das Amt überraschend ab und seitdem lebte er zurückgezogen im Wallis.

Henri Schwery gestorben: Martin Werlen erinnert sich an einen besonderen Bischof und Kardinal

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Felix Gmür: Kardinal Schwery «kämpfte gern gegen Hirngespinste der Vernunft und des Glaubens an»

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