Vatikan vermittelt im Libanon

Der Papst hat seinen Chefdiplomaten auf eine Vermittlungsmission in den Libanon geschickt. Arabische Medien berichten von einer Friedensmission, um die anhaltende Staatskrise zu überwinden.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin soll im Libanon fünf mögliche Präsidentschaftskandidaten vorgeschlagen haben, um die dortige Staatskrise zu überwinden. Der vatikanische Chefdiplomat habe während seines jüngsten Libanonbesuchs in vertraulichen Gesprächen mit christlichen Führern eine entsprechende Liste unterbreitet, berichteten libanesische Medien unter Berufung auf die kuwaitische Zeitung Al-Anbaa. Die Gespräche hätten in der Vatikanbotschaft, der Apostolischen Nuntiatur, stattgefunden.

Im Libanon steht das Amt des Staatspräsidenten aufgrund des geltenden Verfassungspakts stets einem maronitischen Christen zu; die Maroniten gehören zur katholischen Weltkirche und erkennen den Papst als Oberhaupt an. Der letzte maronitische Amtsinhaber Michel Aoun (90) war im Oktober 2022 zurückgetreten, seither gibt es keinen Präsidenten im Libanon.

Auf der angeblich vom Vatikan eingebrachten Liste stehen laut Berichten die Namen von zwei früheren libanesischen Botschaftern im Vatikan: Der Ex-Parlamentsabgeordnete Farid Elias al-Khazen und der Ex-General George Khoury. Ferner sei der frühere Kommunikationsminister Jean-Louis Cardahi genannt worden, die beiden übrigen Namen sind laut Al-Anbaa nicht bekannt. Die Zeitung wertet die drei namentlich bekannten Männer als von allen Parteien akzeptierte Konsenskandidaten.

Ende Juni hatte sich Parolin zu einem fünftägigen Besuch im Libanon aufgehalten und Gespräche mit wichtigen Akteuren geführt. Das Land, die Nahostregion und die Welt könnten «keinen Krieg gebrauchen», sagte er in Beirut vor Journalisten.

Bei seinem Besuch äusserte sich der Vatikandiplomat kritisch zur politischen und wirtschaftlichen Lage im Libanon. Unter anderem warnte er davor, das einem maronitischen Christen zustehende Präsidentenamt in Beirut weiterhin vakant zu lassen. Dies würde einer «politischen Ermordung des Konsenssystems» gleichkommen. (kna)