«Wort zum Sonntag» feiert den Siebzigsten und zeigt viele persönliche Facetten

Anfänglich noch am Sonntag ausgestrahlt, hat das heute vierminütige «Wort zum Sonntag» seit 1980 seinen festen Sendeplatz zwischen «Tagesschau» und Samstagabend-Unterhaltung. Ab dem 6. Juni 1954 erstmals zunächst unter dem Namen «Zum heutigen Sonntag» ausgestrahlt, heisst die Sendung seit 1958 «Das Wort zum Sonntag». Insgesamt wurden seitdem über 3000 Sendungen produziert.

Seit 70 Jahren ist sie ein absoluter Quoten-Hit: Die SRF-Sendung «Wort zum Sonntag». Sie ist eine der wenigen expliziten Meinungssendungen von SRF und erreicht Woche für Woche zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer aus der ganzen Deutschschweiz:  Rund 300’000 Zuschauerinnen und Zuschauer sind es im Durchschnitt. Im Corona-Jahr 2020 stieg die Quote gar auf 379’000.

Das «Wort zum Sonntag» bietet einen Kommentar aus christlicher Sicht zu religiösen, spirituellen und ethischen Fragen des Individuums und der Gesellschaft der Gegenwart. Christliche Theologinnen und Theologen greifen gesellschaftliche Themen und Fragen zur individuellen Lebensgestaltung auf. Sie nehmen aus christlicher Perspektive dazu Stellung und verknüpfen diese mit eigenem Wissen und gelebter Spiritualität.

Das Team umfasst paritätisch Frauen und Männer aus katholischer und evangelischer Tradition. Die Theologinnen und Theologen sprechen im eigenen Namen. Ihre Auswahl und Ausbildung erfolgen gemeinsam mit den kirchlichen Fernsehbeauftragten. Die publizistische Verantwortung liegt bei der Redaktion.

Die Traditionssendung gestalten fünf Theologinnen und Theologen aus verschiedenen Konfessionen abwechselnd. Seit 3. Oktober 2022 ist ein neues Team auf Sendung. Es besteht aus zwei Frauen und drei Männern: Lenz Kirchhofer, Ines Schaberger, Ruedi Heim, Manuel Dubach, Lea Wenger-Scherler.

«Ich liebe es, über die grossen Fragen des Lebens nachzudenken und Menschen zu ermutigen», sagte die gebürtige Niederösterreicherin Ines Schaberger(Jahrgang 1993) zu ihrem Start. Sie studierte Religionspädagogik und Theologie. Die Journalistin und Seelsorgerin koordinierte das Jubiläum «175 Jahre Bistum St. Gallen» und leitet den Kirchen-Podcast «fadegrad». Die meisten Ideen für das «Wort zum Sonntag» kommen ihr im Kaffeehaus.

Lea Wenger-Scherler (1989), ist Theologin und Pfarrerin in der reformierten Kirchgemeinde Bürglen BE. Ihr liegen die feministische Theologie und Ökologie besonders am Herzen. «Ich bin überzeugt, dass die biblischen Geschichten dazu beitragen, die Welt im Kleinen und Grossen zu verändern. Indem ich sie erzähle, entfalten sie ihre Kraft», sagt die reformierte Pfarrerin.

Ihr männlicher «Wort zum Sonntag»-Kollege Ruedi Heim(1967) ist Theologe und Pfarrer in den römisch-katholischen Pfarreien St. Antonius (Bern Bümpliz) und St. Mauritius (Bern Bethlehem). Er ist Domherr des Bistums Basel, Armeeseelsorger und ehemaliger Bischofsvikar im Bistum Basel. «Ich freue mich, ausserhalb des kirchlichen Kontextes mit und zu Menschen zu sprechen. Dabei will ich die Gegenwart und das Zeitgeschehen besonders im Licht von Kunst und Geschichte kommentieren.»

Manuel Dubach(1974) ist Theologe und Pfarrer in der reformierten Kirchgemeinde Burgdorf BE. «Das Leben ist ein Abenteuer. Der Glaube macht es noch spannender. Er ist für mich eine Art Geschmacksverstärker», ist er überzeugt. Apropos Geschmack.In seiner Doktorarbeit hat er sich mit der Trunkenheit im Alten Testament beschäftigt. Bis heute fasziniert ihn die biblische Tradition und ihre Übersetzung in den Alltag der Menschen.

Last, but not least komplettiert Lenz Kirchhofer (1983) das Team. Er arbeitet als Theologe und Pfarrer in der christkatholischen Kirchgemeinde Aarau AG. Lenz Kirchhofer engagiert sich seit Jahren im Bereich Medien. Er hat beim Community-Radio «Kanal K» Sendungen produziert und für die Zeitschrift «Christkatholisch» Artikel verfasst. Kirchhofer: «Ich entdecke immer wieder an unerwarteten Orten Spuren Gottes. Davon erzähle ich den Zuschauerinnen und Zuschauern im ‹Wort zum Sonntag›.»

Das Studiobild hat sich in all den Jahren weiterentwickelt und verändert. 2023 wurde der legendäre Monolith, der bekannteste «Grabstein der Schweiz», der samstagabends beim «Wort zum Sonntag» im SRF-Fernsehen lange Jahre zu sehen war, versteigert. Als Aprilscherz. Das SRF hat nun eine neue Kulisse.

Die neuen Sprecherinnen und Sprecher übernehmen die anspruchsvolle Aufgabe, in knapp vier Minuten aktuelle Fragen zu kommentieren oder zu gesellschaftlichen Debatten Stellung zu nehmen. Das Team wurde in enger Zusammenarbeit mit den Landeskirchen und den durch sie beauftragten kirchlichen Medienzentren ausgewählt. Gerne hätten die Fernsehmacher übrigens auch jüngere Nonnen oder Mönche als Sprecherinnen und Sprecher gehabt, doch die Klöster lehnten ab. (kath.ch)

*Der Sendeplatz von «Wort zum Sonntag» ist jeweils samstags um 20 Uhr in SRF 1. Zum 70. Geburtstag plant SRF einen Rückblick mit Highlights aus 70 Jahren «Wort zum Sonntag». Am kommenden Samstag geht zur gleichen Zeit die Sondersendung zum Jubiläum «on air»: Die römisch-katholische Theologin Ines Schaberger präsentiert Perlen aus dem «Wort zum Sonntag»-Archiv. Bilder zu 70-Jahren «Wort zum Sonntag» gibt es unter diesem Link zu sehen.