«’Mission Klaus’ ist bewusst sorgsam und mit grossem Respekt konzipiert.»

Bruder Klaus hat in Flüeli-Ranft einen eigenen Rätselpfad erhalten. Per QR-Codes können Interessierte die Geschichte des Schweizer Eremiten Niklaus von Flüe (1417-1487) und seiner Frau Dorothee Wyss auf neue Weise entdecken.

Vera Rüttimann (kath.ch)

Am Firmament erheben sich drei schneebedeckte Bergspitzen.
Nebel wandert den Hängen empor. Ein grandioses Naturschauspiel. Es beginnt
stark zu regnen, dennoch sind an diesem frühen Morgen eine Handvoll Menschen
beim Hotel Paxmontana im obwaldnerischen Flüeli-Ranft startklar für eine Spurensuche
nach Bruder Klaus. Es sind Luzia Nestler mit ihrem Mann Gerald, ihrem Sohn
Michael aus Giswil, sowie Maria Ettlin, die hier in Flüeli-Ranft Führungen
macht. Sie wollen den kürzlich lancierten «Rätselpfad Flüeli-Ranft»
erkunden.

Auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer warten zehn
Stationen, bei denen sie per Smartphone-App QR-Codes scannen, um an die nötigen
Informationen zu kommen. Gestartet wird am Empfang des Hotels Paxmontana. Dort
erhalten die Spurensuchenden einen «Klaus-Sack» mit den
Startunterlagen und wichtigen Utensilien, um die «Mission Klaus» zu
lösen.

Versteckte Kiste

Einer der Posten von «Mission Klaus» liegt am Waldrand. Hier gilt es, einen Farbencode zu knacken, damit sich die versteckte Kiste öffnen lässt. Lange schraubt Luzia Nestler an einem Schloss. «Ha, ich habe es!», ruft die 58-Jährige. Hervorkommen grosse Tafeln, welche mit Bild und Text die Lebensetappen von Niklaus von Flüe dokumentieren. Sätze wie «Bereits bei Liestal merkt Niklaus von Flüe, dass er umkehren muss». «Ab 16 Jahren muss Niklaus von Flüe Kriegsdienst leisten» oder: «Mit 50 Jahren zieht Niklaus von Flüe Richtung Elsass/Basel».

Die Gruppe ist nun dabei, die Tafeln in die chronologisch
richtige Reihenfolge zu legen. Maria Ettlin sagt: «Dieses Domino-Spiel ist
cool, weil man hier auf spielerische Weise sein Leben entdecken kann.»
Richtig angeordnet ergibt sich das Lösungswort, das zum nächsten Rätsel führt.

Michael Nestler beobachtet vergnügt die Szenerie. Er gehört zum Team aus jungen Religionspädagogen, einem Informatiker und einer Erwachsenenbildnerin, welche die letzten acht Monate «Mission Klaus – Rätselpfad Flüeli-Ranft» entwickelt haben. «Es kam in den letzten Monaten viel Elan auf. Wir alle waren mit grosser Begeisterung dabei, Missionen (Aufträge) auszuhecken», sagt er.

Wenn altes Holz spricht

Einen weiteren verborgenen Ort findet die Gruppe, nachdem sie 46 Stufen hinuntergestiegen ist. Zuvor hat sie bereits durch ein Fernrohr die «Bruder Klaus-Landschaft» erspäht und wichtige Orte im Leben von Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss gesichtet. Eine der nächsten «Missionen» ist das Geburtshaus von Niklaus.

Auch Gerald Nestler möchte mehr wissen über diese sperrige
Figur.  Was ist dran an diesem Mann, der
für Bischöfe, Schriftsteller und Politiker seiner Zeit zum Friedensstifter und
Ratgeber wurde? Wo wurde er eigentlich geboren? Gerald Nestler steht jetzt im Geburtsraum
von Bruder Klaus, in dem eine lebensgrosse Lindenholzfigur an ihn erinnert. Der
59-Jährige legt seine Hand auf das uralte Holz. «Dieses Holz kann wohl
sehr viele Geschichten erzählen.»

Im Wohnhaus des Eremiten

Das Rätsel ist gelöst, der nächste Posten führt zum Wohnhaus von Niklaus und Dorothee. Michael Nestler kennt sich hier bestens aus. Zweimal pro Woche übernimmt er eine Schicht als Hausbetreuer und empfängt Gruppen und Einzelpilger. «Ich suchte einen Nebenjob für mein Studium und meldete mich beim Wallfahrtsbüro. Ich hatte Glück», freut er sich. Der Student erzählt die Lebensgeschichte von Bruder Klaus, was er alles war: Bauer, Richter, Ehemann und Familienvater, aber ebenso Eremit, Ratgeber, Friedensstifter und Mystiker.

Ein sperriger Heiliger zudem, der bis heute polarisiert, weil er mit fünfzig Haus und Familie verliess, um für die restlichen zwanzig Jahre seines Lebens im Gebet und in der Einsamkeit Gott zu suchen.  Hier erfährt die Gruppe auch Wissenswertes über seine Frau Dorothee Wyss und die Familie.

Hinab in den Ranft

Bestückt mit Smartphone, Startunterlagen und Klaus-Sack geht
es nun hinunter in die Ranft-Schlucht. Schon von Fern ist das Gurgeln der
Melchaa zu hören. Kreuze und Votivtafel säumen den schmalen Weg. Der Rätselpfad
führt die Gruppe nun vorbei an der Eremitenklause von Bruder Klaus, die sich an
einem steilen Hang befindet. Hier soll der hagere Mann ohne jede Nahrung und
gestärkt allein durch die Eucharistie gelebt haben.

Die Gruppe tritt jedoch nicht in die Kapelle ein, sondern
verweilt an einem anderen Ort. Ein bedachter Schritt. Michael Nestler dazu: «'Mission
Klaus' ist bewusst sorgsam und mit grossem Respekt vor den Orten der Stille
konzipiert. Der Ranft ist und soll ein Ort des Gebets bleiben.» Hier lädt
eine Hörstation zum Verweilen und Betrachten ein und ruft in Erinnerung, wie es
damals war, als Bruder Klaus hier in der Schlucht 20 Jahre lebte.

Gemeinsam unterwegs

Einer der letzten Posten des Rätselpfades befindet sich an der Melchaa. Es beginnt zu nieseln und wieder ist sie da, diese mystische Stimmung unten in der Schlucht. Unter einem schützenden Dach beginnt in der Gruppe die Auswertung des Parcours. Gerald Nestler beschreibt die Verbindung, die nach dreistündiger Wanderung unter der Gruppe entstanden ist. «Das gemeinsame Suchen und Tüfteln auf diesem Parcours schweisst die Leute zusammen», sagt er. Seine Frau Luzia stimmt zu: «Der Rätselpfad hat mir auch deshalb so gut gefallen, weil es ein Miteinander war. Nur gemeinsam kam man die einzelnen Aufgaben knacken.» Dabei müsse man aufeinander zu- und eingehen.

Maria Ettlin ist überrascht, «dass dieser Weg so cool
ist». Sie findet es eine gute Idee, dass man Bruder Klaus in die Moderne
mitnimmt, denn seine Botschaften seien aktueller denn je. Sie hofft, dass viele
junge Leute mit «Mission Klaus» den Menschen Niklaus von Flüe besser
kennen lernen. Das hofft auch Michael Nestler, den das multimediale Konzept
dieses Pfades überzeugt: «Durch die Technik der QR-Codes können auch
Jugendliche Lust bekommen, das spannende Leben von Niklaus von Flüe zu
entdecken.»