Religionsunterricht hat immer weniger Platz an Luzerner Schulen

Eine Umfrage des Fachbereichs Pastoral der Katholischen Kirche im Kanton Luzern hat ergeben: In rund 45 Prozent der Luzerner Pfarreien findet der Religionsunterricht auf der Primarstufe mittlerweile  ganz in der Pfarrei oder nur noch teilweise in der Schule statt. Die Oberstufe ist noch stärker betroffen von dieser Entwicklung, wie aus einem Beitrag vom 8. Januar auf der Webseite der Landeskirche hervorgeht. Dort kann demnach nur noch ein Viertel der Pfarreien Stunden und Räume in den Schulhäusern belegen.

«Wenn das so weitergeht, sind wir in zehn Jahren aus den Schulen raus», wird Gabrijela Odermatt in dem Beitrag zitiert. Sie arbeitet im Fachbereich Pastoral, wo sie zusammen mit Gaby Aebersold den Bildungsgang Katechese leitet.

Neu Blockunterricht in Räumen der Pfarrei

In dem Beitrag wird das Beispiel der Stadt Sursee erwähnt. Vor einem Jahr habe die Schule von Sursee der Pfarrei wegen Platzmangels die Räume an den drei Stadtschulhäusern gekündigt. Auf das laufende Schuljahr hin sei der kirchliche Religionsunterricht ausgezogen. «Seither haben die Kinder blockweise Religionsunterricht in Räumen der Pfarrei und nicht mehr in Randstunden im Schulzimmer.» Für das neue Unterrichtsmodell habe sich die Pfarrei vom Pastoralraum Rontal anregen lassen. Das Modell nennt sich BIG, «Begegnung im Glauben».

Das BIG-Modell hat Vor- und Nachteile. Für Carina Wallimann, Teamleiterin Katechese der Pfarrei Sursee, überwiegen die Vorteile gegenüber dem Unterricht im Schulhaus. So seien etwa die Kinder interessierter. Und es gebe mehr Kontakt mit den Eltern, weil mehr Mütter und Väter bei den Feiern mithelfen würden. Der Nachteil: Mehr Aufwand für Teamarbeit, Sitzungen und das Organisieren.

Emmen unterrichtet seit 2017 in Pfarreizentren

Auch Ursi Portmann äussert sich positiv zum neuen Lernort Pfarrei. Sie leitet die Fachstelle Religionsunterricht und Katechese in den vier Pfarreien von Emmen. Dort findet der Religionsunterricht seit 2017 in den Pfarreizentren statt. Die neuen Angebote seien von «tiefgründigerer Qualität» als die früheren Unterrichtseinheiten in den Schulhäusern, das gewählte Modell sei verbindlicher.

Trotzdem muss sie einräumen, dass die Beteiligung abnimmt. Im Schuljahr 2017/18 hätten sich rund 800 Kinder auf der Primarschule eingeschrieben, im laufenden Schuljahr seien es noch 600 Kinder, heisst es in dem Bericht auf der kirchlichen Webseite.

Kriens zieht nach

Nun reiht sich auch die Stadt Kriens zu den Gemeinden, die den Religionsunterricht nicht mehr im Stundenplan führen. Damit nehme die Volksschule Kriens aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen auf, heisst es in der Februar-Ausgabe von Kriens-Info. Das ist das offizielle Mitteilungsblatt der Gemeinde. Der Religionsunterricht sei bisher an der Volksschule traditionell im Stundenplan verankert gewesen. An der Primarschule meist alle zwei Wochen als Doppellektion oder an mehreren Halbtagen, an der Sekundarschule an Halbtagen.

Religionsunterricht blockiert Unterrichtszeiten

Immer mehr Eltern hätten jedoch ihre Kinder von dem fakultativen Angebot abgemeldet. «Die Schule stand deshalb vor der Aufgabe, für Kinder, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, ein Ersatzprogramm zu bieten, weil sie ja auch ans Blockzeitenmodell gebunden ist.»

Gleichzeitig habe die Schule zunehmend Mühe, die kantonalen Anforderungen an die Wochenstundentafel einzuhalten. Mit dem Religionsunterricht im ordentlichen Stundenplan waren Unterrichtszeiten blockiert, die zur Einhaltung der Wochenlektionen gemäss Lehrplan 21 benötigt worden wären. Ab dem neuen Schuljahr werde der Religionsunterricht ausserhalb des ordentlichen Stundenplans durchgeführt und inhaltlich von den Kirchen verantwortet, heisst im Mitteilungsblatt von Kriens.

Konkret bedeutet das, dass der Religionsunterricht in der schulfreien Zeit stattfindet, wohl am Samstagvormittag oder am Mittwochnachmittag. So ist es mehrheitlich in Sursee der Fall, wie die «Luzerner Zeitung» am Samstag berichtete. (kath.ch)